© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/10 29. Oktober 2010

Blick in die Medien
Wo ist der deutsche Roger Köppel?
Ronald Gläser

Er gehört mittlerweile zum Inventar deutscher Talksendungen: der Chef der Schweizer Weltwoche Roger Köppel. Bei Frank Plasberg war er schon. Bei Maybrit Illner auch. Und bei Anne Will in diesem Jahr sogar schon dreimal. Und nur ein Teil der Sendungen, in die er eingeladen wird, hat einen Bezug zur Schweiz (zum Beispiel das Minarettverbot oder den Angriff des teutonischen Steuerstaates auf die Souveränität der Eidgenossenschaft).

Meistens wird Köppel als politisch unkorrekte Allzweckwaffe herangezogen, wenn es um „typisch deutsche“ Themen geht: So wurde er als Pflichtverteidiger für Westerwelle und Sarrazin rekrutiert.

Der Zuschauer kann sicher sein: Eine Sendung, zu der Köppel eingeladen wird, lohnt sich bestimmt anzusehen. Dort wird nicht der kalte, politisch-korrekte Kaffee serviert, sondern endlich mal Klartext gesprochen – wenn auch mit Schweizer Akzent.

Warum eigentlich gibt es keinen deutschen Roger Köppel? Der Mann ist ein Symptom des deutschen Facharbeitermangels, über den zur Zeit so viel gesprochen wird. Wir haben einfach nicht genug einheimische Journalisten, die liberalkonservativ sind, sondern nur linke. Das Problem betrifft auch andere Branchen: So leiden die politischen Parteien unter einem Mangel an qualifizierten Rechtspopulisten. Die neue Rechtspartei des Berliner Ex-CDU-Abgeordneten René Stadtkewitz mußte kürzlich den Niederländer Geert Wilders als Stargast engagieren, und die Pro-Partei setzt seit Jahren auf Österreicher wie Heinz-Christian Strache und andere Gastarbeiter aus dem europäischen Ausland, die den „Aufschwung stabilisieren“ sollen.

Wie wäre es mit einem Qualifizierungsprogramm der Arbeitsämter für Langzeitarbeitslose? Begleitet werden könnte eine solche Qualifizierungsmaßnahme mit einer dieser TV-Talentshows. Arbeitstitel: „Germany’s next Roger Köppel“.

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