© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/10 29. Oktober 2010

Meldungen

Afghanistan: „Ihr habt Uhren, wir haben Zeit“

BERLIN. Sechs historische Lektionen in Sachen „asymmetrischer Krieg“ erteilt Bernd Greiner (Institut für Sozialforschung Hamburg) den für Afghanistan Verantwortlichen auf dem Berliner Feldherrenhügel (Literaturen, 5/2010). Aus jeder einzelnen Lektion wäre schon zu lernen, daß es am Hindukusch für die Bundeswehr nichts zu gewinnen gibt. Als den stärksten Verbündeten der Taliban sieht Greiner die Zeit an, eingedenk des afghanischen Sprichworts: „Ihr habt Uhren, wir haben Zeit“. Es sei den vermeintlich „schwachen“ Taliban gelungen, ihre materiellen Defizite durch die Mobilmachung der Bevölkerung auszugleichen. Wie in allen Kolonialkriegen gerieten damit Zivilisten als „weiche Ziele“ ins Visier der Besatzer, und der Krieg nehme sukzessive terroristische Formen an. Dabei sei das Spiel um die moralischen Ressourcen an der „Heimatfront“ in den demokratischen Gesellschaften eröffnet. Wie der Vietnamkrieg lehre, könnten die „Schwachen“ diesen „Psychokrieg“ als wirksame Waffe einsetzen. Sie müßten nur warten, bis die Investitionen an Menschen und Material den Interventionsmächten zu hoch erscheinen. (wm)

 

Didaktische Vorbereitung auf „Vielfalt im Hörsaal“

BERLIN. Am Profil des deutschen Durchschnittsstudenten ändert sich nichts: Akademikerkind, finanziell abgesichert, ohne Umweg vom Gymnasium ins Studium springend. Nur vier Prozent der Studenten starten mit Fachhochschulreife oder abgeschlossener Berufsausbildung. Trotzdem wird diese Minderheit als Vorhut einer Entwicklung hin zur „heterogeneren Studierendenschaft“ verstanden (Deutsche Universitäts-Zeitung, 10/2010). Dabei haben die Lobbyisten der Hochschuldidaktik vor allem den erwarteten höheren Anteil von Studenten mit Migrationshintergrund im Auge, die man das „Lernen lehren“ müsse. Das verlange eine intensive didaktische Fortbildung der Dozenten. An der Universität Kassel, wo schon überdurchschnittliche „Vielfalt im Hörsaal“ herrscht, flossen dafür gerade zehn Millionen Euro aus der hessischen Landes- in die Unikasse. Derzeit haben elf Prozent der Studenten einen Migrationshintergrund. Allein vierzig Prozent von ihnen kommen aber aus Polen und Rußland, nur 15 Prozent aus der stärksten, der türkischen Zuwanderergruppe. Die meisten von ihnen besitzen einen deutschen Paß. (ob)

 

Erste Sätze

Die große nordische Welt war im Sinken.

Reinhard Wittram: Geschichte der baltischen Deutschen, Stuttgart/Berlin 1939

 

Historisches Kalenderblatt

30. Oktober 1970: Die Polizei ignoriert das Verbot einer Demonstration in Würzburg gegen die Ostverträge von 3.000 Mitgliedern der rechten „Aktion Widerstand“ mit Losungen wie „Deutsches Land wird nicht verschenkt, eher wird der Brandt gehängt“.

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