© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/10 05. November 2010

200. Geburtstag von Fritz Reuter
Briefedition zum Spottpreis
(wm)

Fritz Reuters 200. Geburtstag am 7. November steht vor der Tür. Einst neben Gottfried Keller, Theodor Fontane und Wilhelm Raabe unter die großen deutschen Realisten des 19. Jahrhunderts gerechnet, ein Erfolgsautor von nationalem Rang, ist er heute gerade noch eine mecklenburgische Lokalgröße. Der Germanistik ist der Autor „weithin abhanden gekommen“. Selbst in der niederdeutschen Literaturwissenschaft, die ohnehin ums akademische Überleben kämpft, sei von dem Erfinder „Inspektor Bräsigs“ kaum mehr die Rede, wie Hartwig Suhrbier in seiner knappen Rezeptionsgeschichte anläßlich des 200. Geburtstags referiert (Zeitschrift für Germanistik, 3/2010). Trotzdem könne die Reuter-Forschung im Jubiläumsjahr eine bedeutende Leistung vorweisen: Die erste textkritisch edierte und kommentierte Ausgabe aller überlieferten Briefe des 1874 verstorbenen Erzählers sei abgeschlossen worden: drei Bände mit 1.030 Briefen auf 2.500 Seiten „zu einem Spottpreis“ von 60 Euro. Damit ende für den Herausgeber, Arnold Hückstädt, langjähriger Direktor des Fritz-Reuter-Literaturmuseums in Stavenhagen, seine seit 1990 andauernde detektivische Fronarbeit. Eine Sprachbarriere erschwert die Lektüre übrigens nicht. Denn anders als in seinen in Niederdeutsch geschriebenen Romanen und Versepen befleißigte sich der Briefschreiber Reuter überwiegend des Hochdeutschen.  www.2.hu-berlin.de  

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