© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/10 05. November 2010

Frisch gepresst

Friedrich Paulsen. Manchmal sind Gedenktage nicht nur kalendarische Belanglosigkeiten. Etwa im Falle des Philosophen Friedrich Paulsen, der zu seinem 100. Todestag im Sommer 2008 in seiner nordfriesischen Heimat regelrecht aus der Versenkung geholt wurde (JF 50/08). Der Kieler Historiker Klaus Kellmann verfaßte eine Studie über „Friedrich Paulsen und das Kaiserreich“ (JF 20/10), eine Ausstellung im Bredstedter Nordfriisk Instituut lud zum Kennenlernen ein, und jetzt erscheint, auf hohem wissenschaftlichem Niveau, ein Sammelband zu „Weg, Werk und Wirkung“ des einst neben dem ostfriesischen Denker und Literaturnobelpreisträger Rudolf Eucken auf dem deutschen Buchmarkt erfolgreichsten Philosophen. Beteiligt haben sich Kenner der Ideen- und Bildungsgeschichte des 19. Jahrhunderts wie Hans-Christof Kraus, Heinz-Elmar Tenorth, Bernhard vom Brocke und Dieter Lohmeier. Der Flensburger Journalist Bernd Philipsen variiert sein Lebensthema und schreibt über „die Judenfrage“ im Kontext von Paulsens Ethik. Und Helga Bleckwenn gönnt dem wohl beständigsten Werk des Nordfriesen, seiner „Geschichte des gelehrten Unterrichts“, ein Streiflicht. (wm)

An der Seite der Esten. Die „Waldbrüder“ im Baltikum setzten ihren Kampf gegen die Sowjets noch lange nach 1945 fort. Sie wurden von geheimnisvollen Flugzeugen aus unterstützt. Als diese Quelle versiegte, ein besonders grimmiger Winter und der sowjetische Terror gegen die Zivilbevölkerung den Widerstandswillen der estnischen Partisanen zermürbte, verkünden die sowjetischen Behörden eine „Amnestie“, die die Kämpfer jedoch nicht erhalten. Der Wehrmachtsscharfschütze Hermann Behr, Alter ego der realen Person Franz. Sch., geriet 1945 in Königsberg in Kriegsgefangenschaft, aus der er fliehen kann, schließt sich den estnischen „Waldbrüdern“ an und gerät schließlich mit ihnen 1949 in die Todeslager Sibiriens. Als er 1956 nach Deutschland zurückkehrt, beschreibt er seinen Kampf eindrucksvoll in „Der Wolf von Laekvere“. Eine überarbeitete Neuauflage erschließt nun dieses weitgehend unbekannte Nachkriegskapitel neu. (bä)

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