© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/10 05. November 2010
Haltungsnote Fußballspieler gelten nicht gerade als Finanzgenies. Beredtes Zeugnis dafür ist die legendäre Lebensbeichte des nordirschen Fußballspielers George Best, der bei Manchester United einst als Flügelstürmer reüssierte: Ich habe viel Geld für Alkohol, Frauen und Autos ausgegeben, den Rest habe ich einfach verpraßt. Ausnahmen bestätigen diese Regel. Da wäre zum Beispiel der dreimalige Welttorhüter Oliver Kahn. Die Boulevardmedien hatten den ruppig-impulsiven Schlußmann des FC Bayern während der Fußballweltmeisterschaft 2002 zum Titanen hochstilisiert. Für viele Bayern-Neider blieb er dagegen ein tumber Fußballspieler, der wegen seiner Gorilla-Haltung mit Bananen beworfen wurde. Sie irrten sich gründlich. Der ehemalige Ökonomiestudent hat nämlich die entscheidenden Lektionen gelernt. Im Handelsblatt verriet Kahn jüngst, daß er gleich zu Beginn seiner Profikarriere nach soliden Anlageformen gesucht hat. Schon damals besaß er mehr Weitblick als ausgewachsene Investmentbanker: Wenn du versuchst schnelle Gewinne zu erzielen, dann hast du auch schnell kein Geld mehr. In der Zeit der Dotcom-Blase vor zehn Jahren nutzte er seine Mitspieler als Kontraindikator. Als sie anfingen mit Aktien zu spekulieren, da verkaufte er krisensicher. Zum Erweckungserlebnis aber wurde Oliver Kahn die Lektüre des JF-Autors Roland Baader. Sie bewahrte ihn offenkundig vor finanziellen Verlusten in der Finanzkrise: Ich habe vor etwa fünf Jahren alle Aktien verkauft (...). Mir ist damals das Buch Geld, Gold und Gottspieler in die Hände gefallen ein sehr interessantes Buch, darin wurde sehr schön vorausgesagt, was wir heute sehen. Seitdem macht der Titan in Gold und Immobilien. Wie Baader sieht er die Gefahr, daß die wohlfahrtsstaatliche Geldvermehrung in eine Inflation einmündet. |