© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/10 12. November 2010

Verschärfte Situation
Griechenland: Seit Jahren lebt das Land mit Terroranschlägen / Ausweitung auf internationales Parkett erregt Besorgnis
Panajotis Doumas

Die Liste der Anschläge ist lang. Es begann mit Bombenanschlägen auf Banken und Autosalons in Athen und Thessaloniki. Seit Januar 2008 verging kaum ein Monat, in dem die Aktivisten der griechischen Terrororganisation „Verschwörung der Zellen des Feuers“ keinen Anschlag verübten. Ziele sind staatstragende Institutionen: Polizei, Politiker, Gerichte, Versicherungen, Kirchen, Botschaften und die Börse.

Allein und in wechselnden Kooperationen mit anderen linksextremistischen Terrorgruppen wie dem „Kommando Nachtschicht“, der „Nihilisten-Fraktion“ und der „Sekte der Revolutionäre“, auf deren Konto ein Mord an einem Journalisten und einem Polizisten gingen, setzten sie viele Zeichen in ihrem „Krieg“ gegen das politische System.

Doch die Zeichensetzungen der „Feuerzellen“ kamen bei den Sicherheitskräften immer weniger an. Aufgrund der Tatsache, daß deren „leichte“ Sprengsätze bis dato keinen größeren Schaden angerichtet hatten, nennt man sie auch heute „Babys des Terrorismus“. Selbst Warnungen aus Italien über grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Terrorzellen gingen unter. Kein Wunder daß die Briefbomben, die an mehrere Botschaften geschickt wurden, in Griechenland nur per Zufall entdeckt wurden. Erst die Paketbomben, die nach Berlin, Rom und Paris gingen und entdeckt wurden, brachten eine neue internationale Dynamik ins Spiel. Griechenland ein zweiter Jemen?

Schnell und noch rechtzeitig vor den Kommunalwahlen in Griechenland wurden zwei mutmaßliche Briefbomber festgenommen und der Öffentlichkeit präsentiert. Nach elf weiteren „Feuerzellen“ wird fieberhaft gefahndet. Doch die Suche ist schwierig. Die vielschichtige linksextreme, anarchistische, terroristische Szene Griechenlands ist kampferprobt (JF 17/10) und hat zudem einen idealen Rückzugsort: In Griechenland ist der Polizei der Zutritt zum Campusgelände untersagt. Eine ideale Anlaufstelle für die – zumeist aus gutem Hause kommenden – Studenten in ihrem revolutionären Kampf gegen das System und den Sparkurs des Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Union.

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