© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/10 12. November 2010

JF intern
Bürgerhilfe
Thorsten Thaler

Hohenmölsen ist eine Kleinstadt im Süden Sachsen-Anhalts. Sie hat einen Kirchturm, einen Wasserturm und einen Rathausturm und etwa 10.000 Einwohner. Mit dem Auto zu erreichen ist sie über die Bundesstraßen 91 und 176. Ohne Auto ist man hingegen praktisch aufgeschmissen. Eine direkte Bahnverbindung gibt es nicht. Von Leipzig aus mit dem Zug kommend muß man in Profen aussteigen. Den Bahnhof dort beschreibt die Mitteldeutsche Zeitung als „heruntergekommen“, „verwahrlost, beschmiert und verdreckt“, „von meterhohem Unkraut umgeben“. Von Profen fährt dann lediglich ein Bus nach Hohenmölsen – am Wochenende alle zwei Stunden. Wer den verpaßt, muß sich in Geduld üben.

Dieses Schicksal drohte nun vergangenen Samstag JF-Redakteur Felix Krautkrämer zu ereilen. Auf dem Weg nach Hohenmölsen, wo er über den NPD-Parteitag berichten wollte, fuhr ihm wegen einer Zugverspätung in Profen der Bus praktisch vor der Nase weg. Was tun? „Der hätte aber auch warten können“, hörte Krautkrämer plötzlich einen Passanten sagen. „Wohin wollen Sie denn?“ fragte der Mann. – „Nach Hohenmölsen.“ – „Ach, dann kommen Sie mal, ich fahre Sie mit dem Auto hin.“ Gesagt, getan. Da sage noch einer, es gäbe keine selbstlose Bürgerhilfe mehr.

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