© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/10 26. November 2010

Aufgeschnappt
Feindfahrten von links
Matthias Bäkermann

Auf Feindfahrt gingen vergangene Woche die Fraktionen der Linken und der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus. Zielobjekt ihres Unternehmens war der Nachbau des Weltkriegs-U-Bootes U 96, welches Huckepack auf einem Tieflader quer durch die Hauptstadt gefahren werden sollte, um an publikumsträchtigen Orten für die Ende November stattfindende Messe „Boot und Fun“ zu werben. „Das ist ein politisches Bubenstück sondergleichen“, gibt die Berliner Morgenpost den entsetzten kulturpolitischen Sprecher der Linken, Wolfgang Brauer, wider. Auch der Grünen-Abgeordnete Benedikt Lux zeigte ähnliche Erregungsmuster, besonders weil das U-Boot auch am Brandenburger Tor auftauchen sollte. Denn „in unmittelbarer Nähe zum Holocaust-Mahnmal“ zeuge dies von „mangelndem Geschichtsbewußtsein“. Noch größere Sorgen macht der 29jährige Nachwuchs-Grüne sich um die Befindlichkeiten der früheren alliierten Feindstaaten. Für diese sei „dieses Symbol der Massenmordflottille“ in unmittelbarer Nähe zu ihren Berliner Botschaften eine „auf keinen Fall hinnehmbare Provokation“.

Ein finaler Anruf von Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) beim Vorsitzenden der Messegeschäftsführung, Raimund Hosch, beförderte U 96 letztlich auf den Grund. Man sei sich schnell einig gewesen, diese „Geschmacklosigkeit“ umgehend zu stoppen.

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