© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/10 03. Dezember 2010

Wahnsinn der Woche
Nun ist alles ausgepackt
Christian Vollradt

Nun ist es also amtlich: Der Andenpakt ist aufgelöst. Im Spiegel stand es, also stimmt’s. Denn daß es diesen geheimnisvollen Männerbund in der CDU überhaupt gab, hat uns auch erst das Nachrichtenmagazin aus Hamburg geflüstert. 2003 war das, da war der Pakt schon fast ein Vierteljahrhundert alt. Na ja, so ganz neu war diese Mitteilung denn auch wieder nicht, gerüchteweise wußte man zumindest innerhalb der Partei von einer ominösen Kungelrunde schon länger. Der breiteren Öffentlichkeit waren die prominenteren Paktbrüder schließlich auch bekannt – unter dem Namen „junge Wilde“. Lang ist’s her. Denn die Talente von einst sind heute auf dem politischen Altenteil, die Kochs, von Beusts, Oettingers, Böhrs, Jungs, Pflügers und Wulffs. Von „Mutti“ Merkel abserviert, so die larmoyante Weise des – offiziell nicht existenten – „Generalsekretärs“ des Andenpaktes. Der sei jetzt nur noch „so einflußreich wie ein ordentlicher Kegelclub“, unkt daraufhin der Spiegel. Das war, so möchte man ergänzen, auch nie anders. Jedenfalls in der Realität außerhalb einer Hamburger Redaktion.

Wie am Anfang des Pakts zählt an seinem Ende wieder nur der Spaßfaktor. Denn der drohte für die Mitglieder des Bundesvorstands der Jungen Union auf ihrer Südamerikareise 1979 zu kurz zu kommen, weswegen sie ihre Protest-Charta „für mehr Atmosphäre in der Politik“ beschlossen. Angeblich sei bei dem Trip zu wenig Zeit „für die Mädchen an der Copacabana“ geblieben. Mindestens drei Mitglieder des Andenpakts – darunter eine besonders eifrige Plaudertasche – kann das nicht wirklich gestört haben. Die „Boygroup“ ist aufgelöst, das „Girlscamp“ hat gesiegt. Wirklich? Eine der Strateginnen Merkels, ihre Büroleiterin Beate Baumann, kam schließlich auf Empfehlung aus Niedersachsen – von Christian Wulff.

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