© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/10 10. Dezember 2010

Deutschland soll die Schulden anderer Länder garantieren
Euro-Land ist abgebrannt
Wilhelm Hankel

Der Euro sprengt die EU. Statt Europa zu einigen, hat er einen zerstörerischen Verteilungskampf zwischen den Euro-Staaten ausgelöst. Die vier GIPS (Griechenland, Irland, Portugal, Spanien) haben das ihnen mit der Aufnahme in die Währungsunion gegebene Zinsgeschenk (die Halbierung bis Drittelung der Kreditzinsen) mißbraucht, um verantwortungslos über ihre Verhältnisse zu leben – zu Lasten der vertragstreuen Mitglieder wie Deutschland.

Die Griechen haben ihren Staatsschlendrian ausgelebt, die Iren den Finanzsektor hypertrophiert, die Spanier mit geliehenem Geld die größte Immobilienhausse seit Entdeckung der peruanischen Gold- und Silberminen ausgelöst. In Italien, Belgien und sogar Frankreich sieht es nicht viel besser aus. Die Staats- und bislang für „normal“ gehaltenen Bankschulden erreichen inzwischen das Vier- bis Siebenfache des jeweiligen Bruttoinlandsproduktes (BIP). Diese Verschuldung sprengt jedes Maß. Sie hat Märkte wie Verantwortliche aufgeschreckt. Die einen wollen ihr vermeintlich risikolos verliehenes Geld zurück, die anderen wollen den Euro vor ihnen retten.

Was treibt die Politiker um? Sie glauben offenbar, die Währung sei für die Verwirklichung ihrer politischen Wahnideen da, statt zur Wahrung der ältesten und unantastbarsten Bürgerrechte: Freiheit, Eigentum, Zukunft! Die EU und ihre Staatengemeinschaft verlieren jede Legitimität und ihren demokratischen Rückhalt bei Bürgern und Wählern, wenn sie weiter machen wie bisher: die feierlich beschworenen EU-Verträge brechen (denn das heißt sie „ändern“), die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank mit Füßen zu treten (das heißt sie zu zwingen, wertlose Schrottanleihen zu kaufen) und die Staatsfinanzen mit der Haftung für die Euro-Parasiten zu zerrütten (denn sie zieht den Staatsbankrott der Bürgen nach sich). Den Gipfel der Inkompetenz beweisen diese Politiker, wenn sie glauben, aus schlechten Schuldnern dadurch gute zu machen, indem sie diese mit Auflagen zur Verschlimmerung ihrer häuslichen Krisen „bestrafen“.

So ist Europa weder zusammenzuhalten noch weiterzuentwickeln. Diese Politik setzt – welch fatale Erinnerung – auf einen „Endsieg“, der mit der „Wunderwaffe“ der Steuersubventionierung des Euro (sprich: die Transfer-Union) nicht zu gewinnen ist. Denn vorher ist entweder der letzte Garant des Euro, nämlich Deutschland pleite, oder die Bürger entziehen dieser wahnhaften Politik das Mandat. Euroland ist abgebrannt. Jetzt geht es darum, die europäische Völkerfreundschaft zu retten. Das geht nur ohne die Gemeinschaftswährung.

 

Prof. Dr. Wilhelm Hankel leitete unter Karl Schiller die Währungsabteilung des Wirtschaftsministeriums und war Chef der Bank- und Versicherungsaufsicht. Kürzlich erschien die Neuauflage seines Buches „Die Euro-Lüge und andere volkswirtschaftliche Märchen“.

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