© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/10 10. Dezember 2010

Aufgeschnappt
Stolze Zigeuner und beleidigte Sinti
Matthias Bäkermann

Als „Beitrag zur Aufklärung“ will Natascha Winter ihre Stellungnahme gegenüber dem mecklenburg-vorpommerschen Landtagspräsidium gewertet wissen, ausdrücklich nicht als Kritik. Die Vorsitzende des Vereins „Sinti Allianz Deutschland“ stößt sich an insgesamt drei Ordnungsrufen, die die Schweriner Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider in der 101. Sitzung des Landtags am 9. Juli gegenüber dem NPD-Abgeordneten Tino Müller aussprach. Dieser hatte in der Debatte um die Abschiebung von in Deutschland geduldeten Roma aus dem Kosovo von „Zigeunern“ gesprochen. Die sich selbst stolz als Zigeunerin aus dem Volk der Sinti definierende Winter hält diese Praxis dagegen „für höchst problematisch“, da dies „die Volksbezeichnung von zirka zwölf Millionen Menschen, die in Europa leben, tabuisiert“, gibt sie das Onlineportal „Endstation Rechts!“ jetzt wieder. „Ein Rassist, der Zigeuner haßt, wird sie nicht lieben aufgrund einer ‘Namenstilgung’ zugunsten fragwürdiger, unwissenschaftlicher und ausgrenzender Ersatzformeln wie Sinti und Roma“, so die Verbandschefin.

Dennoch ist die Situation noch lange nicht geklärt. Denn der größere „Zentralrat Deutscher Sinti und Roma“ will diese Argumentation überhaupt nicht teilen. Die finden das „Zigeuner“ ganz schlimm und haben den NPD-Abgeordneten gar wegen Verleumdung und Beleidigung angezeigt.

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