© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/10 17. Dezember 2010

Familienpolitik
Brache der Union
von Christian Vollradt

Was unsere geschätzte Familienministerin Kristina Schröder (CDU) da in Berlins Katholischer Akademie vom Stapel gelassen hat, ist wieder einmal Ausweis der völligen Ideen- und Ratlosigkeit in der deutschen Christdemokratie. Wünschenswert sei die rechtliche Angleichung aller Formen des Zusammenlebens, also auch homosexueller Partnerschaften, mit der Ehe von Mann und Frau. Klassische Leitbilder dagegen, so die 33jährige Ministerin, würden einer „stark ausdifferenzierten Gesellschaft“ nicht mehr gerecht. Eine moderne Familienpolitik dürfe sich nicht nur am bloßen Blick auf die Geburtenraten ausrichten, sondern müsse auch dem geänderten Rollenverständnis der Väter und Mütter Rechnung tragen.
Wenn es um einen tiefergelegten Provinzbahnhof geht, ist die Union durchaus zum Kampf wider den Zeitgeist bereit, in Gesellschaftsfragen ist das anders. Mag es Bequemlichkeit oder Feigheit sein, hier wird ungefiltert nachgequatscht, was Linke schon vor Jahrzehnten predigten: Familie ist, wenn alle aus demselben Kühlschrank essen. Dieses Jahr kamen in Deutschland so wenig Kinder zur Welt wie noch nie – geschenkt. Daß die Radikalfeministin Alice Schwarzer wegen läppischer Interviewäußerungen ausgerechnet in Schröder „eine erzkonservative Christin oder gar Fundamentalistin“ wittert, ist angesichts ihrer Berliner Rede schon mehr als putzig.

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