© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/10 17. Dezember 2010

Handygrüße aus Israel
Islamkritiker: Stadtkewitz’ Reise nach Jerusalem
Ronald Gläser

Die Israel-Reise mehrerer islamkritischer Politiker (siehe Seiten 2, 12) bringt Bewegung in die zersplitterte Landschaft der deutschen und europäischen Rechtsparteien. Bislang hat sich der Gründer der Partei „Die Freiheit“, René Stadtwitz, offiziell nur mit der Partei von Geert Wilders und der Dänischen Volkspartei zusammengetan.

Nun scheint auch ein Bündnis der „Freiheit“ mit FPÖ, Vlaams Belang und den Schwedendemokraten möglich. „Vereint und hart“ wolle man gemeinsam gegen die „Ideologie des politischen Islam vorgehen“, sagte Stadtkewitz kurz vor seiner Rückreise nach Deutschland. „Die Freiheit“ teilte weiter mit: „Erstmals vereinen sich hiermit islamkritische Kräfte aus ganz Europa auf der Basis demokratischer Grundwerte.“ Alle Parteien haben eine „Jerusalemer Erklärung“ abgegeben, von der es mehrere Fassungen gibt.

Bislang galt die Pro-Bewegung als alleiniger Bündnispartner von FPÖ und Vlaams Belang. Pro NRW, Pro Deutschland und die Republikaner reagierten entsprechend argwöhnisch auf die Reise, zu der sie nicht eingeladen worden sind. Alle drei Formationen überschlugen sich mit Mitteilungen, daß sie die Reise ihrer Verbündeten Strache und Dewinter „begrüßen“. Die Teilnahme der fünfköpfigen Stadtkewitz-Delegation wurde geflissentlich verschwiegen. Pro NRW verwies dafür extra auf die „Handy-Grüße“ von Filip Dewinter. Diese eigenartige Bemerkung wurde nachträglich aus der Pressemitteilung entfernt. Auch der schwedische Unternehmer Patrik Brinkmann behauptet auf seiner Internetseite, daß „mein Freund Filip Dewinter für mich wesentliche Verbindungen geknüpft hat“. Brinkmann ist sichtlich bemüht, ein Bündnis herbeizureden und spricht von einem „Dammbruch“. Er war allerdings – anders als von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gemeldet – nicht mit in Israel.

Nach Beendigung der Reise war von einem Bündnis aber keine Rede mehr. Stadtkewitz setzte seine Politik der Distanzierung fort und gründete in Düsseldorf einen neuen Landesverband NRW – eine klare Kampfansage an Pro NRW. Sofort hagelte es Kritik von Brinkmann. „Selten ist eine Partei so dilettantisch und öffentlichkeitsscheu aufgetreten“, schimpfte er.

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