© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/10 17. Dezember 2010

Zeitschriftenkritik: Deutsche Militärzeitschrift
Abschied von der Panzerwaffe
Werner Olles

Es ist inzwischen ein offenes Geheimnis, daß die Panzerwaffe mit der Umstrukturierung der Bundeswehr schon bald der Vergangenheit angehören wird. Dabei war gerade sie während der Zeit des Kalten Krieges das Rückgrat der deutschen Verteidigungskräfte. Doch angesichts der drastischen Sparpläne und der neuen Einsatzziele, die zwar keine Heimatverteidigung mehr vorsehen, aber mehr Auslandseinsätze und weltweit sogenannte „friedenserhaltende Maßnahmen“, werden die Panzerdivisionen der Bundeswehr so stark reduziert, daß von früher 51 Bataillonen nur vier dieser Verbände mit rund 160 Kampfpanzern vom Typ Leopoard 2 übrigbleiben werden.

Dabei genießt die deutsche Panzerwaffe international hohe Anerkennung, sowohl wegen des Kampfpanzers Leopard 2, von dem selbst die kleine Schweiz etwa 360 im Dienst hat, als auch wegen der vorbildlichen Ausbildung der Truppe. Die Streitkräfte von 16 Nationen verlassen sich auf diese modernen Kampfpanzer, darunter auch die kanadische Armee, die vom deutschen Gerät begeistert ist und stolz erklärt „mit dem besten Kampfpanzer, dem Leopard 2 unserer Nation zu dienen und unsere im Einsatz befindlichen Alliierten zu unterstützen.“

„Im deutschen Bundesverteidigungsministerium würde man sich die Zunge blutig beißen, bevor man sich zu einer solchen Stellungnahme hinreißen ließe“, schreibt Markus Schwerdtfeger in seinem Beitrag „Abschied – Bundeswehr ohne Panzerwaffe“ in der Sonderausgabe (1/2011) der Deutschen Militärzeitschrift (DMZ) zum Thema „Die Panzerwaffe – Damals und heute“. Selbst für den Einsatz in Afghanistan lehnte Minister zu Guttenberg die Forderung einiger FDP-Abgeordneter ab, Leo-2-Panzer in das Kriegsgebiet zu entsenden, obwohl Kanada und Dänemark dieses Waffensystem mit großem Erfolg einsetzen.

Der Historiker Heinz Magenheimer berichtet im gleichen Heft über die großen Panzerschlachten des Zweiten Weltkrieges. Bis heute gelten diese Gefechte in allen Militärakademien der Welt als unverzichtbares Anschauungsmaterial. So standen beispielsweise in der Panzerschlacht von Prochorowka im Juli 1943 im Zuge des Unternehmens „Zitadelle“, der letzten deutschen Großoffensive im Osten, vier sowjetischen Panzerkorps nur zwei Divisionen des II. SS-Panzerkorps gegenüber. Doch herrschte auf sowjetischer Seite verbreitete Furcht vor dem schweren Tiger-Panzer mit seiner 8,8-cm-Kanone, der als fast unüberwindlich galt. Tatsächlich erlitt die 5. Sowjetische Garde-Panzerarmee einen Verlust von mehr als 400 Panzerfahrzeugen mit über 3.200 Soldaten und büßte damit die Hälfte ihres Bestandes ein, während im Abschnitt der SS-Divisionen „Leibstandarte“ und „Das Reich“ kein einziger deutscher Panzer verlorenging. Stalin wollte daraufhin den Kommandeur Rotmistrow vor ein Kriegsgericht stellen, nahm aber schließlich davon Abstand, da er selbst auf den Gegenangriff von dessen Panzerarmee gedrängt hatte.

Kontakt: VDMZ. Postfach 1162, 83461 Berchtesgaden. Das Einzelheft kostet 7,50 Euro (Sonderausgabe 9,80 Euro), das Jahresabo 45 Euro (Schüler und Studenten 39 Euro) deutschemilitaerzeitschrift.de

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