© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/10 17. Dezember 2010

Umwelt
Einfach nur maßhalten
Volker Kempf

Energiesparlampen sollen gut für das Weltklima sein, weil sie weniger Strom verbrauchen. Aber in welchem Klima hält sich der Mensch am meisten auf? Im Innenraumklima. Und da gilt: Kompaktleuchtstofflampen sind unter Umständen schlecht fürs Klima. Denn diese Lampensorte enthält geringe Mengen Quecksilber (Hg). Geht eine Leuchtstofflampe zu Bruch, wird das giftige Schwermetall freigesetzt. Das Umweltbundesamt (UBA) hat mit zwei Lampen die Probe gemacht. Ergebnis: Nach dem Bruch stieg die Hg-Belastung um das 20fache über den Richtwert, der bei 0,35 Mikrogramm pro Kubikmeter für Innenräume liegt. UBA-Präsident Jochen Flasbarth rät, nur solche Sparlampen einzusetzen, die mit einer Kunststoffummantelung oder anderen Schutzmaßnahmen gegen Zerbrechen gesichert sind. Die Industrie müsse mehr solche bruchsicheren Lampen anbieten und gegebenenfalls mit gesetzlichen Vorschriften rechnen.

Die Verbraucher indes sind dazu verpflichtet, ausgediente Energiesparlampen zu den Sammelstellen der Gemeinden zu bringen – doch wer tut dies? Das UBA fordert daher den Handel auf, freiwillig ein flächendeckendes Rücknahmesystem einzurichten, ähnlich wie bei Akkus und Batterien. Sollte dies nicht zügig gelingen, müsse der Gesetzgeber ebenfalls handeln. Es gibt für alles auch unbürokratischere Lösungen. So schilderte Ephraim Kishon einmal, die Wasserwerke hätten zum Wassersparen den Leitungsdruck gesenkt. Das habe allerdings den Nebeneffekt gehabt, daß in höheren Wohnlagen gar kein Wasser mehr floß. Hier war dann doch zu wenig geregelt. Der Satiriker aus Tel Aviv war daher pessimistisch, ob Bürokratieabbau gelingen könne. Und auch der Ruf des EU-Bürokratieabbaubeauftragten Edmund Stoiber nach Maßhalten klingt vor allem verzweifelt.

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