© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/10-01/11 24./31. Dezember 2010

Meldungen

Käßmann kritisiert erneut Einsatz in Afghanistan

STUTTGART. Die evangelische Theologin Margot Käßmann (52) hat ihre Kritik am Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr erneuert. Bereits zu Beginn dieses Jahres hatte sie als EKD-Ratsvorsitzende in einer Neujahrspredigt den Satz gesagt: „Nichts ist gut in Afghanistan“ und damit eine Debatte in der Politik ausgelöst. Für diese Predigt in der Dresdner Frauenkirche wurde sie jetzt von dem Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen mit der Auszeichnung „Rede des Jahres 2010“ geehrt. Käßmann, die im Februar betrunken am Steuer ihres Dienstwagens erwischt worden und anschließend von ihren Ämtern als EKD-Ratsvorsitzende und Landesbischöfin zurückgetreten war, äußerte sich in einem am 18. Dezember ausgestrahlten Interview mit dem Stuttgarter Südwestrundfunk (SWR). Sie nannte es tragisch, „daß keine wirklichen Friedenskonzeptionen entwickelt werden“. Die Bundeswehr sei „nun mal keine Entwicklungshilfeorganisation, wie es manchmal dargestellt wird“. Für sie sei die Frage unbeantwortet, „ob das Militär tatsächlich dafür sorgen kann, daß es humanitären Aufbau gibt“, so Käßmann. Gegenüber der Leipziger Volkszeitung sagte sie, es sei „bedrückend, daß sich nichts verändert hat, außer daß noch mehr Opfer zu beklagen sind“. Ab Januar 2011 wird Margot Käßmann Gastprofessorin an der Ruhr-Universität Bochum. (idea/tha)

 

Akzent entscheidet über ethnische Zuordnung

JENA. Ob jemand als Ausländer wahrgenommen wird, hängt vor allem von seinem Akzent ab. Die Sprachfärbung ist dabei sogar wichtiger als das Aussehen, haben Psychologen um Tamara Rakic von der Universität Jena jetzt gezeigt. Bisher galt die äußere Erscheinung als wichtigstes Kriterium für die Zuordnung eines anderen zu einer sozialen Kategorie – einer Art mentalen Schublade, die hilft, den Umgang mit der komplexen Umwelt zu vereinfachen. Das trifft jedoch offenbar nur dann zu, wenn keine Informationen über die Sprache zur Verfügung stehen. Sobald diese vorhanden sind, wird das Aussehen eher unwichtig, berichtet die Universität Jena. Bei einer Untersuchung mit freiwilligen Probanden, die typisch deutsch oder typisch italienisch aussahen, habe sich gezeigt, „daß sich die Versuchspersonen bei der Kategorisierung nahezu ausschließlich am gesprochenen Akzent orientierten“, berichtet Rakic. Die Sprache sei demnach die entscheidende Informationsquelle für die Einordnung von Menschen in soziale Kategorien. Diese Entdeckung bestätige auch, daß eine akzentfreie Sprache die Schlüsselrolle bei der Integration spiele. (JF)

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