© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/10-01/11 24./31. Dezember 2010

Perspektivwechsel der DDR-Forschung: Referenzen für das EU-Projekt
Geschichte europäisch betrachten
(wm)

Ab 2011 erscheint das Deutschland-Archiv – Zeitschrift für das vereinigte Deutschland (DA) nur noch alle drei statt wie bisher zwei Monate. Dafür gibt es dann DA-Beiträge im Internet (Deutschland-Archiv, 6/2010). Um auch diese verknappte Erscheinungsweise durchzuhalten, wirbt die Redaktion um Abonnenten, da „die derzeitigen Zahlen nicht befriedigen“. Trotzdem scheint das Schwächeln des „wichtigsten publizistischen Forums zur gemeinsamen deutschen Nachkriegsgeschichte“ nicht auf ein erlahmendes Forschungsinteresse an der Geschichte des SED-Staates zu deuten. Wie Ralph Jessen im selben Heft statistisch belegt, hält deren Konjunktur mit jährlich 1.000 Veröffentlichungen an. 16.000 Bücher und Aufsätze sind seit 1990 über die untergegangene DDR erschienen. Die damit errungene „kulturelle Hegemonie wissenschaftlicher Vergangenheitsdeutung“ habe das alte System „de-legitimiert“ und „die Berliner Republik legitimiert“. Eine Gewichtsverschiebung „zu Lasten“ zeithistorischer NS-Bewältigung (60.000 Publikationen seit 1990) blieb aus, wohl dank der singulären Langweiligkeit der DDR-Historie. Kritikern sei jedoch einzuräumen, daß DDR-Forschung zukünftig mehr „europäische Perspektiven“ beachten müsse, um dem „Projekt EU-Europa einen historischen Referenzhorizont zu verschaffen“. (wm) www.wbv.de

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