© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/11 14. Januar 2011

Evolutionskritik in Grün
Der Marburger Emeritus Armin Geus kritisiert die erklärte Feindschaft des Islam gegen moderne Wissenschaften
Björn Schumacher

Hochwertige Texte veröffentlicht der Marburger Biologe und Medizinhistoriker Armin Geus in seiner „Basilisken-Presse“ (Basilisken sind Fabelwesen mit Schlangenleib und Hahnen- oder Menschenkopf). Geus’ Interesse gilt unter anderem dem Islam.

Seit 2007 publizierte sein Verlag den Essay „Ibn Rushd – ein islamischer Aufklärer“ des Philosophen Ludger Lütkehaus. Ibn Rushd, auch Averroes genannt, lehrte als wichtigster Aristoteliker des 12. Jahrhunderts im südspanischen (damals maurischen) Cordoba. Er scheiterte mit dem Versuch, die muslimische Theologie mit der von ihm als vorrangig erkannten Vernunftphilosophie auszusöhnen, und wurde nach Marrakesch verbannt − tragisches Ende einer kühnen islamischen Kulturrevolution!

Im Jahr 2008 edierte Geus einen Meilenstein anspruchsvoller Islamforschung: den Sammelband „Gegen die feige Neutralität. Beiträge zur Islamkritik“. Wissenschaftler und Publizisten wie Karl Doehring, Tilman Nagel, Günter Rohrmoser oder Ralph Giordano beleuchten den Islam-Begriff sowie die mit Zuwanderung, Islamisierung und Integration verknüpften Probleme in allen Facetten.

Selbst zur Feder greift Geus im neuen Essay „Allahs Schöpfung oder die Evolution des Lebens“. Fernab bundespräsidialer Weichspülerei und „kultursensiblen“ Duckmäusertums überzeugt er mit den reichen Mitteln seiner analytisch klaren Sprache. Geus hebt hervor, wie die Wortführer einer Religion, die markante Züge einer repressiven Herrschaftslehre trägt, ihre Ziele unter Ausnutzung aller Freiheitssphären des demokratischen Rechtsstaats vorantreiben. Sein Streifzug in die Welt bundesdeutscher Anbiederung an die am Bosporus regierende AKP (Stichworte: Islamkonferenzen, Integrationsgipfel, Körperschaftsstatus für muslimische Verbände) leitet zum Kernthema über: der Gegnerschaft des unaufgeklärten Islam zu den modernen Naturwissenschaften, speziell der Evolutionsbiologie, der Molekulargenetik und gegen Forschungen zur Entstehungsgeschichte des Universums.

Als Protagonisten wissenschaftsfeindlicher Strömungen der Erdogan-Türkei nennt Geus den Architekten und Kinderbuchschreiber Harun Yahya. Dieser finde die Wurzeln muslimischen Terrors nicht in Mohammeds „halluzinativen“, christenfeindlichen Offenbarungen, sondern in Atheismus, Darwinismus und Materialismus. Sein korantreuer Kreationismus, zu dessen Verbreitung eine Allianz mit dem evangelikalen Intelligent Design beigetragen habe, bekämpfe die Evolutionstheorie mit purer Demagogie. In der Tat entlarven Geus’ Hinweise auf differenzierte Erklärungsmodelle des Paläontologen Otto Heinrich Schindewolf (1896–1971) und des Evolutionsbiologen Ernst Mayr (1904–2005) den Dogmatismus Yahyas als Hort einer vernunftwidrigen Metaphysik.

Illusionslos beschreibt der emeritierte Medizinhistoriker Geus Beispiele einer von Moslems gesteuerten Wissenschaftspolitik: „International finanzierte Großprojekte wie den Teilchenbeschleuniger des Cern-Forschungszentrums in Genf oder den kontinuierlichen Ausbau von Weltraumteleskopen attackieren sie in Wort und Schrift, weil deren Forschungsziele den Heiligen Büchern widersprechen.“ Ausführungen zur Darwin-Rezeption in der arabischen Welt runden dieses informative Büchlein ab.

Armin Geus: Allahs Schöpfung oder die Evolution des Lebens. Basilisken Presse, Rangsdorf 2010, gebunden, 34 Seiten, 14 Euro

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