© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/11 21. Januar 2011

Haltungsnote
Linker Lukullus
Christian Schwiesselmann

Klaus Ernst ist ein Genußmensch.Obwohl es nach dem Adorno-Diktum kein wahres Leben im falschen geben kann, hat sich der Kovorsitzende der Linkspartei mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet, die die Lebensweise der bekämpften elitären Oberschicht kennzeichnen: Sportwagen, Skihütte und gute Weine. Sein Monatsgehalt von 13.000 Euro war bereits in seiner Partei, die Hartz IV als „Armut per Gesetz“ geißelte, Gegenstand einer hitzigen Debatte. Nun hat Ernst in einem Stern-Interview einen persönlichen Offenbarungseid geleistet – und seinen Abschied aus dem Amt wohl beschleunigt.

Denn in der von den SED-Erben der PDS dominierten Linkspartei werden seine Äußerungen zum „Entbehrungssozialismus“ eine Revolution der Revolutionäre entfachen. Man könne als Linker nicht nur herum- laufen, als hätte man drei Tage lang nicht geschlafen, nicht gegessen und auch noch schlecht gesoffen, meinte der ehemalige Gewerkschaftler und WASG-Gründer, um im Nachsatz einen „Nero d’Avola“ aus Sizilien anzupreisen: „Ein Preis-Leistungs-Verhältnis, das haut Sie um. Nicht mal zehn Euro die Flasche.“ Klaus Ernst verteidigte nicht nur seinen Porsche 911, sondern kanzelte auch das egalitäre Endziel des Sozialismus ab: „Ich mag keine Gesellschaft, in der alle die gleiche Kleidung tragen, alle die gleichen Autos fahren, alle die gleiche Normwohnung haben und alle die gleichen Packungen essen. Ich habe was gegen Gleichmacherei.“

Die Lebensfreude des Pragmatikers Ernst decouvriert seine Herkunft von den sozialdemokratischen Toskana-Linken um Gerhard Schröder. Er paßt nicht zu den Klassenkämpfern von gestern um Gesine Lötzsch, die immer noch im DDR-Plattenbau wohnt. Allerdings ist seine Eigenwahrnehmung ähnlich eingetrübt: „Luxus auf Kosten anderer“, so Ernst, geht gar nicht.

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