© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/11 28. Januar 2011

Lesereinspruch
Grotesk
Erhard Schulz

Zu „Käßmann statt Sarrazin“ von Paul Rosen (JF 3/11):

Die Art und Weise, wie über die ehemalige Landesbischöfin und EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann wegen ihrer Trunkenheitsfahrt hergezogen wird, ist nicht hinnehmbar. Das Delikt ist nicht entschuldbar. Aber Frau Käßmann ist mit bewundernswerter Offenheit mit diesem Versagen umgegangen und hat – hier in vorbildlicher Weise – durch Rücktritt von allen öffentlichen Ämtern die Konsequenzen gezogen. Sie hat, biblisch gesprochen, „Buße getan“.

Nach einem Jahr daher immer noch diesen Fehltritt zu einem Thema zu machen und sie gar mit Otto Wiesheu zu vergleichen, der hinterher noch Karriere in Bayern gemacht hat, ist infam. Auch ist es einigermaßen grotesk, von einem „linken Gesellschaftsbild“ von Frau Käßmann zu reden. Allenfalls von einem, das von Toleranz geprägt ist.

Frau Käßmann und viele andere kirchliche Vertreter haben schon längst und immer wieder auf die Folgen einer verfehlten Integrationspolitik hingewiesen, zu einer Zeit, als man den Namen von Thilo Sarrazin überhaupt noch nicht kannte.

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