© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/11 28. Januar 2011

Meldungen

Euro: „Wir verschenken Waren gegen Papier“

FRANKFURT. Der frühere Thyssen-Chef Dieter Spethmann hat einen Austritt aus dem Euroraum gefordert, da Deutschland ohne Aufwertung der eigenen Währung bis zu zehn Prozent  seines Wohlstands verschenke. „Der heutige Außenkurs des Euro ist für Deutschland eindeutig zu niedrig. Die deutsche Volkswirtschaft müßte, nachdem sie jahrelang Leistungsbilanzüberschüsse in Höhe von vier bis sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes geliefert hat, längst aufgewertet haben“, erklärte der Jurist und Ökonom in der FAZ. Deutschland schenke die Außenhandelsüberschüsse der Europäischen Zentralbank (EZB). Damit würden die Defizite von Griechenland, Italien, Frankreich usw. bezahlt. „Wir verschenken jedes Jahr im Abrechnungskreislauf der Zentralbanken fünf bis sechs Prozent unseres Sozialproduktes, Waren gegen Papier. Im Bereich der Geschäftsbanken verschenken wir noch einmal zwei bis drei Prozent“, so Spethmann. Dazu komme ein Nettobeitrag an die EU in Höhe von einem Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP): „Wir verschenken jedes Jahr zehn Prozent unseres BIP. Das sind 250 Milliarden Euro – und das hält keine Volkswirtschaft aus.“ Wie der frühere BDI-Chef Hans-Olaf Henkel (JF 4/11) plädierte Spethmann für einen „Nordeuro“ und damit „die Rückkehr zu einer der deutschen Realwirtschaft dienenden Währung“. (fis)

 

Euro-Rettungsfonds mit kleinerem Kreditrahmen

LUXEMBURG. Der Chef des Euro-Rettungsfonds, Klaus Regling, hat bestätigt, daß nur ein Teil der 440 Milliarden Euro an EU-Garantien im Ernstfall tatsächlich als Kredit ausgegeben werden könne. „Die Zahl von rund 250 Milliarden Euro stimmt ungefähr. Genauer kann man es nicht sagen, weil es hier Variablen gibt, die nicht von vornherein quantifizierbar sind“, erklärte der Chef der Europäischen Finanzstabilisierungs-Fazilität (EFSF) im Deutschlandfunk. Die 440 Milliarden an Garantien könnten nicht direkt als Kredite genutzt werden, „denn wir garantieren zum Beispiel für die Anleihenzeichner auch die Zinsen, die wir in den nächsten Jahren bezahlen müssen“, so Regling. „Es gibt dann sogenannte Übergarantien, Barreserven, die in der Tat dazu dienen, ein gutes Rating von den Rating-Agenturen zu bekommen.“ Auch die Länder, die Hilfe in Anspruch nähmen, müßten abgezogen werden, denn Griechenland und Irland könnten ja nicht bei den Garantien helfen, erläuterte der EFSF-Chef. (fis)

 

Aufholeffekte führten zu starkem Wachstum 2010

BERLIN. Mit einem Plus von 3,6 Prozent gegenüber 2009 verzeichnete die deutsche Wirtschaft im vorigen Jahr das stärkste Wachstum seit der Wiedervereinigung. „Vor allem die Spezialisierung der Industrie auf international gefragte Investitionsgüter hat sich in kräftigem Produktionswachstum niedergeschlagen“, erklärte Simon Junker vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Gleichzeitig warnte DIW-Konjunkturexperte Ferdinand Fichtner vor übertriebener Euphorie: „Nach den vorangegangenen massiven Einbrüchen haben Aufholeffekte einen großen Teil zum starken Wachstum beigetragen, und die bislang kräftige Auslandsnachfrage dürfte in Zukunft etwas gedämpfter sein.“ (fis)

 

Zahl der Woche

13,6 Millionen Tonnen Futtermittel im Wert von vier Milliarden Euro wurden in den ersten drei Quartalen 2010 in Deutschland hergestellt. 12,6 Millionen Tonnen wurden für Nutztiere produziert, der Rest war für Hunde und Katzen. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

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