© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/11 28. Januar 2011

Schnauze voll
Harter Job, schlechte Bezahlung? Mit Peter Müller verabschiedet sich ein weiterer CDU-Landesherr aus der Politik
Richard Stoltz

Richtig Mitleid konnte man wieder mal kriegen mit unseren armen Politikern. In der Bild-Zeitung vom letzten Montag widmete ihnen Hugo Müller-Vogg herzergreifende Worte. Ihr Job sei so hart, klagte er, ihr Einkommen so schlecht, wenigstens im Vergleich zu den Gehältern in der Wirtschaft. Und dabei stünden sie auch noch „unter dauernder Beobachtung durch Medien und Öffentlichkeit“.  Man könne schon verstehen, daß es da Alt-Politiker wie Roland Koch, Ole von Beust oder jetzt den Saarländer Peter Müller zu anderen Ufern zieht.

Der Fall läßt sich natürlich auch ganz anders sehen. Das Einkommen hiesiger Politiker (inklusive früh winkender, üppiger Alterspensionen) ist, etwa im Vergleich zu hochqualifizierten Wissenschaftlern, mehr als ausreichend, und man erhält es schon, indem man in Gremien und Ausschüssen herumsitzt und die immer gleichen Platitüden herunterleiert. Und damit kommt man sogar ins Fernsehen! Was will man mehr?

Müller-Vogg meint seine Klage denn auch eher rhetorisch, weil er nämlich  eine düstere Pointe zünden will. Ja, donnert er, das Leben unserer Politiker ist eines der härtesten, aber jeder von ihnen hat trotzdem die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, bei der Fahne zu bleiben und seinen Wählern zu dienen. Leute wie Koch und Müller, grollt er, sind „Politflüchtlinge“, die ein schlechtes Beispiel geben.

Merke aber: Nicht Politikflüchtlinge geben hierzulande schlechte Beispiele, sondern die Politik selbst. Man kann von ihr zwar, falls man das richtige Parteibuch in der Tasche hat, gut und gemütlich leben, doch der Preis dafür sind lähmende Langeweile und alternativloses Phrasendreschen, so daß einem jede Lust am Leben vergeht. Da flüchtet eben jeder, so gut er kann.

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