© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/11 04. Februar 2011
Wachsende Ängste vor Geldentwertung in Deutschland Wer hat Angst vor der Inflation? Auf das alte (abgeänderte) Kinderlied antwortet mittlerweile keiner mehr mit: Niemand. Allenthalben wächst das Unbehagen nicht nur über die spektakuläre Preisexplosion an der Tankstelle und den ärgerlichen Sprung bei den Stromkosten, sondern auch über den kräftigen Anstieg bei den Lebensmittelpreisen. Von einer Erstrunde der Preisentwicklung wird geredet, die den Deutschen eine aktuelle Inflationsrate von 1,9 Prozent bescherte. Die Zweitrunde, ein Anstieg der Güterpreise auf breiter Front, soll tunlichst vermieden werden. Die Europäische Zentralbank (EZB) ermahnt deshalb Unternehmen, Gewerkschaften und Politik, den Druck auf die Preise nicht zu verschärfen. Was die Politiker anbelangt, ist die EZB-Mahnung durchaus berechtigt. Haben die doch mit ihrer einseitigen Begünstigung sogenannter alternativer Energieerzeugung, insbesondere durch Solaranlagensubventionen, den Strompreis willkürlich heraufgesetzt. Die Gewerkschaften sind ebenfalls durch die amtlich euphorischen Wachstumsfanale politisch aufgestachelt worden, möglichst große Lohnerhöhungen herauszuschlagen. Die Unternehmen werden kaum verhindern können, den Kostendruck auf kommende Preiserhöhungen umzuwälzen. Schließlich werden sie nicht nur durch die Energiepreise und die kaum zu verhindernden Lohnerhöhungen, sondern auch durch die kräftig erhöhten Rohstoffpreise und die geradezu explodierenden Preise für Importgüter extrem belastet. Ein weiterer Anstieg der Konsumgüterpreise weit über drei bis vier Prozent wird unvermeidbar sein. Einen Mitschuldigen der drohenden Geldentwertung aber hat die EZB bei ihren Ermahnungen vergessen zu erwähnen: sich selbst. Schließlich finanziert sie durch ihre haltlose Geldvermehrung im Rahmen ihrer Handlangerdienste zur Euro-Rettung die kommende Inflation. Der gefürchteten Zweitrunde werden deshalb weitere folgen. |