© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/11 04. Februar 2011

Blick in die Medien
BBC: Eine andere Welt ist möglich
Ronald Gläser

Die ARD hat ein großes Sparpaket vorgelegt, um ihre Kosten zu senken. Widerwillig zwar, aber entschlossen. Durch den Verzicht auf teure Sportübertragungsrechte und das Abschalten unnötiger Internetangebote sowie die Einstellung diverser Seifenopern spart der Senderverbund zwanzig Prozent seiner Kosten ein. Mehreren hundert Mitarbeitern des Rundfunkdinosauriers droht jetzt die Entlassung. Außerdem wird es keine teuren Bücher und keine überdimensionierten Messeauftritte geben. Ein Sprecher der schwarz-gelben Bundesregierung sagte: „Gerade in dieser finanziell schwierigen Phase, in der wir alle den Gürtel enger schnallen müssen, muß auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinen Teil tragen, um das Riesen-Defizit abzutragen.“

Nein, Sie haben nichts verpaßt. Das ist natürlich nicht passiert – jedenfalls nicht in Deutschland. In England aber schon. Dort muß die BBC auf Druck der Cameron-Regierung eine kleine Schlankheitskur antreten. Der Etat bleibt zwar fast unverändert bei viereinhalb Milliarden Pfund (fünf Milliarden Euro). Doch alleine das Einfrieren des Jahresbeitrags von 145,50 Pfund pro Haushalt und Kürzungen der Regierungszuschüsse sorgen jetzt für Programmreduzierungen. Die BBC hatte wie jede Behörde mit unaufhaltsam steigenden Einnahmen gerechnet. Vor allem der Onlinebereich (minus 25 Prozent) und der World Service (minus 16 Prozent) sind betroffen. Die Briten wären auch gut beraten, bei ihrem Inlandsprogramm zu sparen, wo die BBC viel zu sehr dominiert. Im Internet hat der Staat erst recht nichts verloren.

Anders als bei uns verfolgt die neue, konservativ-liberale Regierung Großbritanniens tatsächlich das Ziel, den Einfluß des Staates ein klein wenig zurückzudrängen. David Cameron nannte die Kürzungen bei der BBC auf einer Pressekonferenz „köstlich“. Sehr zum Ärger der anwesenden BBC-Reporterin. Aber dafür prinzipientreu.

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