© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/11 04. Februar 2011

Frisch gepresst

Hans-Joachim Schoeps. Neben dem Königsberger Walther Hubatsch (1915–1984) war der aus dem schwedischen Exil zurückgekehrte Hans-Joachim Schoeps (1909–1980) der einzige namhafte Historiker seiner Generation, der sich die Geschichte Preußens in der Bonner Republik nicht nur als Forschungsschwerpunkt gewählt hatte, sondern der den 1947 besatzungsrechtlich aufgelösten Staat nebst Hohenzollernmonarchie wiederzubeleben gedachte. Derartiges sollte den Erlanger Historiker in seiner weitgehend dem Zeitgeist opfernden Zunft rasch isolieren, aus heutiger Sicht schmückt es jedoch die Biographie des Mannes, der Preußen als „Kontrastdiagnose“ zu der allein aufs Wohlleben fixierten politischen Kultur der Bundesrepubik funktionalisierte und dabei auf Langstrecke gegen den Strom schwamm. Ein heute führender Preußen-Forscher, Frank-Lothar Kroll (TU Chemnitz), bereits mehrfach mit emphatischen Porträts des Gelehrten hervorgetreten, zeichnet Leben und Werk des „Preußen-Schoeps“ erstmals auch monographisch nach, mahnend, daß die „große“ Biographie noch ausstehe – für die sich Leser finden werden, wenn auch wenig für „Preußens Wiederkehr“ spreche, eines Staates, der den Lebenden so entrückt sei „wie die Königsmythen Mesopotamiens“. (wm)

Frank-Lothar Kroll: Geschichtswissenschaft in politischer Absicht. Hans-Joa­chim Schoeps und Preußen. Duncker & Humblot, Berlin 2010, broschiert, 144 Seiten, 24 Euro

 

Danzig. Nur mit Bedauern ist zu registrieren, daß im 21. Jahrhundert die Geschichte Danzigs von polnischen Historikern dominiert wird. Unter den hiesigen historiographischen Bemühungen um die 700jährige exklusiv deutsche Geschichte und Kultur der Hansestadt verdient Fritz R. Barrans „Atlas der Freien Stadt Danzig“ als Handwerkszeug für Regionalhistoriker und die aussterbenden „Heimatkundler“ alten Schlages daher einige Beachtung. In seinem großformatigen Band vereint der Autor eine Reihe teilweise leider mangelhaft reproduzierter Stadtpläne sowie Grundrisse von Zoppot, Langfuhr, Heubude oder Oliva nebst Ortsplänen aus dem Danziger Umland. Beigegeben wurde eine deutsch-polnische Ortsnamensliste, ein Abriß der Geschichte Danzigs und eine Dokumentation jener Artikel des Versailler Diktats, die 1920 die „Freie Stadt Danzig“ konstituierten. (ob)

Fritz R. Barran: Historischer Atlas der Freien Stadt Danzig. Eine Sammlung. Verlag S. Bublies, Schnellbach 2010, gebunden, 158 Seiten, Abbildungen, 19,80 Euro

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