© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/11 11. Februar 2011

Angriff auf die Kirche
Theologieprofessoren fordern Reformen
Werner Olles

Die Forderungen einiger CDU-Politiker, die meinten, der römisch-katholischen Kirche Belehrungen in Sachen „Reform“ und „Fortschritt“ erteilen zu müssen, waren noch nicht verklungen, da meldeten sich Anfang Februar in der Süddeutschen Zeitung 143 Theologen mit einem „Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch“ betitelten Memorandum zu Wort.

Ähnlich wie die CDU-Funktionäre fordern auch sie „tiefgreifende Reformen“, einen „offenen Dialog über Macht- und Kommunikationsstrukturen“ und einen „echten Neuanfang“. 2011 müsse „ein Jahr des Aufbruchs für die Kirche“ werden, doch könne die „Erneuerung kirchlicher Strukturen“ nur „mit dem Mut zur Selbstkritik und zur Annahme kritischer Impulse – auch von außen“ gelingen und „nicht in ängstlicher Abschottung von der Gesellschaft“. So wäre beispielsweise die Mißbrauchskrise „nicht so entschieden bearbeitet worden ohne die kritische Begleitung der Öffentlichkeit“.

Die Theologen benennen sechs „Handlungsfelder“, in denen ein „offener Dialog“ über „zukunftsweisende Reformen“ geführt werden müsse. Durch „mehr synodale Strukturen auf allen Ebenen der Kirche“ sollen die Gläubigen an der Bestellung von Bischöfen und Pfarrern beteiligt werden. Das kirchliche Amt habe „dem Leben der Gemeinden zu dienen – nicht umgekehrt“. Damit „die Gläubigen ihre Rechte tatsächlich geltend machen können, müssen Rechtsschutz und Rechtskultur in der Kirche dringend verbessert werden“. Gefordert wird ferner die Zulassung verheirateter Priester, die Ordination von Frauen und die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. In der Liturgie soll die „aktive Teilnahme aller Gläubigen“ verstärkt und um „kulturelle Vielfalt“ bereichert werden, der Gottesdienst dürfe „nicht in Traditionalismus erstarren“.

Es sind weniger die Verdrehungen der Realität, die bei der Lektüre dieses Memorandums ins Auge springen, nicht einmal der anmaßende Ton, sondern die geistige und geistliche Erbärmlichkeit, die nicht mehr aus der Gesichertheit der katholischen Tradition schöpft, sondern mit allen Mitteln ihre prinzipienlosen Entsprechungen der Gesellschaft und der Medien durchsetzen will. Die Kirche würde gut daran tun, dieses Memorandum organisierter Belanglosigkeiten als Fortsetzung der Kampagne gegen die katholische Glaubenslehre zu entlarven (Kommentar hierzu auf der Seite 2 dieser Ausgabe).

www.memorandum-freiheit.de

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