© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/11 11. Februar 2011

Blick in die Medien
Darum hofieren linke Medien Stadtkewitz
Ronald Gläser

René Stadtkewitz kann sich über die Presse nicht beklagen. Erst vor einer Woche erschien wieder eine freundliche Reportage über „Geert Wilders light“ – diesmal in der SZ. Was ist passiert? Warum berichten Medien neuerdings ausgewogen über neue Rechtsparteien?

In Berlin geht das Gerücht um, daß die neue Fairneß in der Berichterstattung kein Zufall ist. Die Geschichte beginnt damit, daß die CDU-nahen Zeitungen des Springer-Verlags (Bild, B.Z., Berliner Morgenpost, Welt) angeblich den politischen Wechsel in der seit neun Jahren von Rot-Rot regierten Stadt herbeiführen sollen. Dafür brauche Berlin ein schwarz-grünes Bündnis, glauben die Konzern-Strategen bei Springer und haben deswegen ihre zuständigen Redakteure angewiesen, ein Bündnis aus CDU und Grünen „herbeizuschreiben“. Das Vorhaben ist realistisch: In Umfragen liegt Grün-Schwarz (43 Prozent) vor Rot-Rot (42 Prozent). Der Weg für Renate Künast wäre frei.

Zu dieser These paßt, daß die Springer-Zeitungen überraschend abfällig über die FDP berichten, die Grün-Schwarz im Wege steht. Die eher SPD-nahen Medien haben diesen Braten längst gerochen. Ihr Joker heißt René Stadtkewitz. Über seine Partei wird fairer berichtet, als das bei anderen Rechtsparteien früher der Fall war. Der Höhepunkt war ein ganzseitiges Portrait („Der Außenseiter“) in der Berliner Zeitung, die sonst im „Kampf gegen Rechts“ an erster Stelle steht, und ein positiver Bericht im Spiegel. Das Kalkül ist klar: Jeder CDU-Wähler, der zu Stadtkewitz’ „Freiheit“ wechselt, festigt die Stellung von Rot-Rot.

Sollte die neue Partei die fünf Prozent verfehlen, so sind die Stimmen eliminiert. Sollte sie ins Abgeordnetenhaus kommen – auch gut. Mit der Unterstützung durch eine Rechtspartei wird sich Renate Künast niemals zur Bürgermeisterin wählen lassen. Wenn Stadtkewitz diese Welle noch bis zum September reiten kann, dann wird er zum lachenden Dritten.

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