© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/11 11. Februar 2011

Ernst Jünger, René Magritte und die „Lesbarkeit der Welt“
Abgerissener Gesprächsfaden
(jr)

Man muß nur wenig von Ernst Jünger gelesen haben, um zu ahnen, wie wichtig die Kunst der klassischen Moderne für ihn war. Sein „Abenteuerliches Herz“ (1929) zählt zu den raren surrealistischen Texten deutscher Sprache und, so Hans Verboven (Antwerpen), die „Auseinandersetzung mit surrealistischer Kunst gehört seit den Pariser Jahren der Okkupation bis in die letzten Schriften zu einer Konstante im Leben wie im Werkgefüge Jüngers“. Insbesondere der belgische Maler René Magritte (1898–1967) tauche in den Bildlektüren gerade in „Siebzig verweht“ immer wieder auf. Verboven ist der breiten Spur nachgegangen, um die Korrespondenz der beiden heller auszuleuchten. Mit enttäuschendem Ergebnis. Zwar bestand ein Briefkontakt seit 1955. Doch ein Gespräch über die surrealistisch negierte „Lesbarkeit der Welt“ habe sich daraus nicht entsponnen. Eine Mitarbeit an Magrittes Kunstzeitschrift La Carte d’après Nature scheiterte an der Saumseligkeit des Übersetzers. Der kaum geknüpfte Gesprächsfaden riß daher bald ab. Angesichts später Reflexionen Jüngers über die Malerei Magrittes und seiner scharfsinnigen Analyse der die Grenze zum „vermarkteten Gag“ überschreitenden modernen Kunst sei dieses „Scheitern der Zusammenarbeit zwischen dem deutschen Autor und dem belgischen Maler“ ein kaum zu ermessender Verlust (Germanisch-Romanische Monatsschrift 4/2010, 4/2010). 

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