© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/11 18. Februar 2011

Slowakei bevorzugt Englisch
Und tschüß
von Thomas Paulwitz

Die Englisch-Lobby in der Slowakei freut sich. Zwei Gesetzesänderungen fördern nun den Einfluß der englischen Sprache. Williger Helfer der Anglisierung ist das Parlament, das den Einspruch des Staatspräsidenten überstimmte. Zum einen schwächt das Parlament die Stellung von Slowakisch als Staatssprache. Zum anderen führt es verbindlichen Englischunterricht ab der Grundschule ein.

Das slowakische Sprachgesetz, das vor eineinhalb Jahren in Kraft trat, war auf heftigen Widerstand der EU-Kommission gestoßen. Der damalige slowakische Ministerpräsident Robert Fico hatte es mit den Worten verteidigt, die Slowakei sei ein souveränes Land, in dem Slowakisch die Amtssprache sei. Jetzt ist das Gesetz aufgeweicht, denn es gibt keine automatische Bestrafung mehr. Bis 1989 war Russisch die Pflichtfremdsprache. Nach der Wende waren die Bedingungen für die deutsche Sprache bestens. Deutschland ist der größte Handelspartner der Slowakei. Englisch als neue Pflichtsprache soll diesen Einfluß offenbar dämpfen. Erfreulich ist einzig, daß der deutsche Botschafter protestierte. Ob er jedoch Unterstützung aus Berlin erhält, dürfen wir bezweifeln.

 

Thomas Paulwitz ist Chefredakteur der Deutschen Sprachwelt  www.deutsche-sprachwelt.de

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