© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/11 18. Februar 2011

Deutsche Börse und New York Stock Exchange fusionieren
Frankfurter Monopoly
Marco Meng

Als vorige Woche bekannt wurde, daß die Deutsche Börse mit der New York Stock Exchange und ihren Europaablegern (NYSE Euronext) zum größten Börsenkonzern der Welt fusionieren will, schossen die Aktienkurse der beiden Unternehmen in die Höhe. Die Frankfurter sollen dabei, so heißt es, der stärkere der beiden Partner sein. Der Aktienhandel würde dann von New York aus geführt, das Derivatgeschäft sowie die Verwahrung von Wertpapieren von Frankfurt aus.

Die Wall Street als deutscher Juniorpartner? Kaum vorstellbar. Bei der Fusion der NYSE und der Vierländerbörse Euronext 2006 waren die New Yorker zunächst auch der kleinere Partner gewesen. Mittlerweile ist Paris längst abgemeldet, und die Entscheidungen werden in New York getroffen. Noch müssen die Wettbewerbsbehörden dem Vorhaben zustimmen, denn die neue Börse hätte für viele Derivate und Kontrakte auf Zinsprodukte das Monopol.

„Fusionen und Größe sind kein Wert an sich“, warnte der hessische Wirtschaftsminister Dieter Posch, dem die Börsenaufsicht obliegt. Der Trend zu immer größeren systemrelevanten Unternehmen habe in der Finanzmarktkrise „erhebliche Probleme verursacht“. Eine überraschende Aussage für einen FDP-Politiker, der bislang allein den Selbstregulierungskräften der Märkte vertraut hat. Doch der Trend zu Monopolisierung geht weiter: Die Londoner Börse (LSE), die 2007 den Mailänder Handelsplatz geschluckt hat, will nun mit der Börse in Toronto (TSX) fusionieren.

Spekulanten und Banken sind begeistert – aber wie lange? Die Ehen von Allianz und Dresdner Bank oder Daimler und Chrysler wurden teuer geschieden, der Fusionsabfall Hypo Real Estate dem Steuerzahler aufgehalst. Oder sind die Megafusionen gar die Vorboten eines Masterplanes von Dominique Strauss-Kahn? Der französische Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) fordert eine neue Weltwährung, die den schwindsüchtigen Dollar herausfordern und angeblich gegen künftige Finanzinstabilität schützen soll.

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