© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/11 18. Februar 2011

Blick in die Medien
Die echten Probleme kommen erst noch
Ronald Gläser

Eine Bravo kostet 1,40 Euro. Das ist selbst für den vergleichsweise schmalen Geldbeutel eines Jugendlichen nicht viel. Und dennoch gibt es einen massiven Auflagerückgang (siehe auch „Bravo im Sinkflug“).

Nun könnten wir angesichts des intellektuell fragwürdigen, sexaufgeladenen Inhalts sagen: Prima, es ist nicht schade, wenn diese Zeitschrift vom Markt verschwindet.

Aber das ist falsch aus zwei Gründen: Erstens ist es immer schade, wenn eine Zeitschrift eingeht – und wenn es sich dabei „nur“ um das Schachmagazin des Kaninchenzüchterverbandes handelt, weil damit ein Stück Meinungsvielfalt verlorengeht. Zudem ist der Niedergang der Bravo und anderer Jugendzeitschriften Ergebnis des massiven Geburtenrückgangs in den neunziger Jahren, der ganz Deutschland verändern wird. Nicht zum Besseren.

1979 betrug die Auflage der Bravo 1,8 Millionen. Damals war der geburtenstärkste Jahrgang der deutschen Geschichte (1964: 1,3 Millionen Kinder) gerade vierzehn, fünfzehn Jahre alt. Heute wird die Bravo von den 1997 Geborenen gelesen. In diesem Jahr kamen nur noch 800.000 Kinder zur Welt. Jetzt sind es weniger als 700.000.

Was jetzt die Bravo betrifft, das wird in weniger als einer Generation Magazine und Tageszeitungen treffen: Die alten Leser sterben weg, es kommen nur noch wenig junge nach. Dann wird sich eine Schneise der Verwüstung durch die deutsche Presselandschaft ziehen, die viele Verleger in die Pleite treibt. Langsam, aber dafür um so nachhaltiger.

Die Medienwirtschaft starrt immer nur auf die Bedrohung durch das Internet wie das Kaninchen auf die Schlange, dabei gehen ihr langfristig auch ohne kostenlose Konkurrenz durch Internetseitenbetreiber die Kunden aus. Dieser Prozeß ist nicht mehr aufzuhalten und verlangt um so mehr, daß sich die Verlage auf die kommenden Konkurrenzkämpfe in einem schrumpfenden Markt vorbereiten.

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