© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/11 25. Februar 2011

„Jugendliche“ waren’s!
Medien: Der Einwanderungshintergrund von Gewalttätern wird selten erwähnt
Martin Lichtmesz

Tagtäglich geistern sie mit negativen Schlagzeilen durch die Medien, die sogenannten „Jugendlichen“. „Jugendliche“ haben in Hamburg einen Busfahrer überfallen und „ins Krankenhaus geprügelt“. „Jugendliche“ haben in Reinickendorf einen 13jährigen „ins Krankenhaus geprügelt“, weil er „blöd guckte“. „Jugendliche“ haben am S-Bahnhof Landsberger Allee einen dänischen Touristen zusammengeschlagen und beraubt. „Jugendliche“ haben in Bremen-Vegesack einen jungen Mann brutal überfallen, beraubt und halbbekleidet liegengelassen. Und „Jugendliche“ haben nun auf dem S-Bahnhof Berlin-Lichtenberg einen 30jährigen Deutschen „ins Koma getreten“ und anschließend den in Lebensgefahr Schwebenden beraubt.

Was für Stoff gäben all diese sich häufenden Taten für eine saftige mediale Hetze gegen diese „Jugendlichen“! Allem linksliberalen Gejammer zum Trotz halten sich die Medien jedoch immer noch weitgehend an die Regelung, die Herkunft der Täter nicht allzu plakativ in den Vordergrund zu stellen. Weil man der Klientel der Boulevardblätter in dieser Hinsicht allerdings wenig vormachen kann, wird zum Schrecken der „politisch Korrekten“ vermehrt Tacheles gesprochen, wie in der Bild-Zeitung: „Schon wieder haben junge Ausländer in Deutschland brutale Überfälle verübt.“

Man kann heute in der Regel blind darauf tippen, daß bei Meldungen wie den oben zitierten die besagten „Jugendlichen“ einen „Migrationshintergrund“ besitzen und daß ihre Opfer Deutsche sind. Die Häufigkeit dieser Konstellation ist so auffällig, daß die Rede von der „Jugendkriminalität“ zur Nebelwand wird, die den riesigen Elefanten im Zimmer verdeckt. „Jugendlicher“ ist in diesem Zusammenhang beinah zum Codewort geworden, ähnlich dem sarkastisch gemeinten „Kulturbereicherer“. Das bestätigen unfreiwillig auch Stilblüten wie diese aus der Süddeutschen Zeitung: „In Berlin hat es wieder mehrere Übergriffe gegeben – von Jugendlichen, aber auch von einem Rechten.“

Daß es für die „Rechten“ kein Verständnis und keinen Jugendlichkeitsbonus gibt, haben auch die „Koma-Treter“ von Lichtenberg rasch begriffen. Dafür hat die Integration gerade noch gereicht. Die „bunte“ und „vielfältige“ Multikulti-Truppe mit den Herkunftsländern Kenia, Albanien, Kosovo und Irak rechtfertigte ihren versuchten Raubmord mit der Behauptung, ihr Opfer hätte sie mit „Sieg Heil!“-Rufen provoziert, offenbar darauf spekulierend, daß „Nazis“ und „Rassisten“ ohnehin als rechtlose Untermenschen angesehen werden, die es nicht anders verdient hätten.

Man erinnert sich, daß der Feuilletonchef der Zeit, Jens Jessen, imstande war, einem von ausländischen Jugendlichen halb totgeprügelten Rentner quasi selbst die Schuld an seinem Malheur zu geben, weil er seine Peiniger mit der kryptorassistischen Aufforderung, in der U-Bahn nicht zu rauchen, behelligt hatte. In Erinnerung ist auch geblieben, wie eine hysterische Presse im Jahre 2006 eine Prügelei in Potsdam zu einem „rassistischen“ Fanal aufbauschte. Ein Äthiopier war ins Koma geschlagen worden, während die beiden anderen Beteiligten, zwei armselige Unterschichtströpfe, wie Staatsfeinde mit einer ansteckenden Krankheit behandelt wurden. Schließlich stellte sich heraus, daß der Schwarze die Suffschlägerei selbst mit angezettelt hatte. Inzwischen scheint es allerdings, als ob die Reflexknöpfe allmählich ihre Kraft verlören. Die Lichtenberger Täter mußten ihre Lüge schnell wieder fallen lassen. Es hatte ihnen ohnehin von Anfang an niemand geglaubt. Der „Rassismus“-Vorwurf ist auf sie zurückgefallen: ein weiterer von ihnen attackierter Mann behauptet, sie hätten ihn „als Nazi beschimpft, weil er ein Shirt von Hansa Rostock trug“.

Zugleich findet ein von den Überwachungskameras aufgenommenes Video von der Gewalttat reißende Verbreitung im Internet. Die Solidaritätsbekundungen für das Opfer gingen diesmal weit über das „rechte“ Milieu hinaus, das im Stile der linken „Lichterketten“ eine „Mahnwache“ organisierte. Die Springer-Zeitung B.Z. berichtete von „Kerzen, Blumen, Trauer, Anti-Gewalt-Bekundungen“ am S-Bahnhof-Lichtenberg. Schließlich betrat auch noch ein mysteriöser Held die Bühne der Boulevardmedien: ein junger Deutscher, beschrieben als ein Meter neunzig großer, kampfsportgestählter Bauarbeiter und Mitglied einer Rockerbande, soll in letzter Sekunde am Tatort eingetroffen sein und die Bande in die Flucht geschlagen haben. Seine Identität bleibt vorerst ungeklärt, da er seinem Rocker-Ehrenkodex folgend nicht mit der Polizei zusammenarbeiten will.

Es war wiederum die B.Z., die ihn zu einem anonymen Interview gewann: „So verjagte ich die Koma-Treter – Ein Bandido-Rocker erzählt, wie er dem zweiten Opfer das Leben rettete.“ Es ist seltsam, daß eine solche Gestalt gerade jetzt auftritt und die kollektive Phantasie beschäftigt. Das geschieht zu einer Zeit, in der bebrillte Intellektuelle wie Malte Lehming im Tagesspiegel dazu übergegangen sind, die „Vitalität“ der mediennotorischen „Jugendlichen“ zu preisen: „Lieber ein paar junge, ausländische Intensivtäter als ein Heer von alten, intensiv passiven Eingeborenen.“ Die Anzeichen häufen sich, daß die „eingeborenen“ Deutschen es nicht länger hinnehmen wollen, die „intensiv passiven“, farbenblinden Opfer zu spielen.

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