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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/11 25. Februar 2011
Merkel-Berater Weidmann wird Bundesbank-Chef Der Wissenschaftswettbewerb „Jugend forscht“ ist seit über vier Jahrzehnten eine sinnvolle und nützliche Einrichtung. Der jugendliche, unverbrauchte und wagemutige Forscherdrang führt nicht nur zu originellen Ergebnissen; angeblich ist die kreative Phase des forschenden Menschen im Alter von etwa dreißig Jahren abgeschlossen. Der designierte Präsident der Deutschen Bundesbank Jens Weidmann, Jahrgang 1968, hat diese Kreativitätsgrenze bereits überschritten. Von ihm wird aber auch weniger Forschungsleistung als vielmehr die Leitung der – trotz Euro und Kompetenzverlust – nach wie vor renommierten Deutschen Bundesbank erwartet. Gemessen an seinen Vorgängern wäre Weidmann der jüngste aller Bundesbankpräsidenten. Auf diesem Posten galt bislang jedoch die Sichtweise: Je älter und erfahrener der Kandidat, um so geeigneter. Die Vorteile sind offenkundig. Das Alter macht vorsichtig und mißtrauisch gegenüber unerprobten Experimenten, ist gepaart mit Eigensinn und Widerspruchsmut auch gegenüber Ranghöheren – in der Tradition der Deutschen Bundesbank unabdingbare Voraussetzungen für eine (regierungs-)unabhängige Geldpolitik. Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel nun das Motto „Jugend bankt“ ausruft, erprobt sie nur eine neue Methode. Schon oft haben deutsche Regierungen jeder Couleur durch ihre Personalpolitik die Bundesbank zu beeinflussen versucht. Mit diversen Kandidaten aus der Ministerialebene war der Erfolg aufgrund deren Alters stets ausgeblieben. Alle hatten nichts mehr zu verlieren und wurden unabhängig. Die Jugendmasche wurde ansatzweise schon beim noch amtierenden Präsidenten Axel Weber getestet; der aber war zu sehr autonomer Wissenschaftler, um sich politisch vereinnahmen zu lassen. Bei Weidmann könnte es klappen: wesentlich jünger, wissenschaftlich kaum profiliert, aber jahrelang erprobt im: „Jawohl, wird erledigt, Frau Bundeskanzlerin!“ |