© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/11 25. Februar 2011

Leserbriefe

Zu: „Linke Unmoral“ von Rudi Pawelka, JF 8/11

Polen hat nichts mitzubestimmen

Als jemand, der zusammen mit seiner Mutter nur mit dem nackten Leben dem Terrorangriff (über 400 Tote) britischer Bomber auf Stettin am 20. April 1943 entkommen ist; der die „Befreiung“ durch die Rote Armee am 2. Februar 1945 in Hinterpommern mit allen nur denkbaren Greueltaten an der Zivilbevölkerung durchlitten hat; der einen Hunger- und Todesmarsch mit Alten, Frauen und Kindern bei der Vertreibung im Juni 1945, bewacht von polnischer Miliz, antreten mußte; der als Pastor über 20 Jahre mit den Jugendlichen seiner Gemeinde einen jährlichen Jugendaustausch mit dem religiösen Sportverband „Eilizur Israel“ durchführte und viele Freunde in Israel hat, verwahre ich mich gegen die Verweigerung von Solidarität des Bundestagsvizepräsidenten Thierse mit den vertriebenen Bürgern seines Landes und nenne dies schamlos. Er sollte zurücktreten!

Gleichzeitig und gegen alle politische Korrektheit kann ich dem Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland kein Recht zubilligen, darüber mitentscheiden zu wollen, ob Deutschland seinen aus der Heimat vertriebenen Landsleuten einen Gedenktag widmet. Auch Polen hat da gar nichts mitzubestimmen! Der Tag, an dem die Charta der Vertriebenen veröffentlicht wurde, also der 5. August (1950), ist der richtige Tag dafür.

Prof. em. Dr. Karl-Heinz Kuhlmann, Bohmte

 

 

Zu: „Trauerarbeit mit Hindernissen“ von Hinrich Rohbohm, JF 8/11

Unfreiwilliger Gegenbeweis

Wenn es noch eines letzten Beweises bedurft hätte, daß die von der Historikerkommission genannten Opferzahlen der Bombardements vom Februar 1945 (18.000 bis 25.000) entschieden zu niedrig gegriffen sind, so hat diesen – allerdings wohl unfreiwillig – die Menschenkette am 13. Februar 2011 erbracht! Immerhin 17.000 Menschen waren nötig, um eine lose Kette um ein Gebiet zu formieren, welches etwa ein Zehntel so groß ist wie die seinerzeit komplett zerstörten Stadtteile. Dies kann man der Karte entnehmen, welche dem Bericht der Kommission beigefügt ist. Wie viele Menschen werden dann wohl in den zahlreichen mehrgeschossigen und dichtstehenden Häusern in den in Trümmer gesunkenen Stadtteilen gewohnt und die Luftangriffe mit ihrem Leben bezahlt haben? Wer das Denken beziehungsweise Rechnen nicht verlernt hat, wird sich die Antwort unschwer selbst geben können.

Wolfgang Kaufmann, Dresden

 

 

Zu: „Die Bomber liebenlernen“ von Thorsten Hinz, JF 7/11

Jahrzehnte der Kleinmütigkeit

Ein befreiender Aufsatz, der die Jahrzehnte überdauernde Kleinmütigkeit unserer Nachkriegsgesellschaft beim Namen nennt; einer Gesellschaft, die sich – durch Antifa-Polemik, Zentralratsintervention und medial gesteuerte „correctness“ – von der generationenübergreifenden Solidarität mit ihren eigenen Kriegsopfern, in erster Linie den gefallenen Soldaten und zivilen Bombenopfern, entbinden ließ.

Bleibt die Frage der „Gegendemonstration“, jenes beliebten Störinstruments der Antifa-Strategen: Eine Demonstration ist eine öffentliche Meinungsäußerung. Eine solche entgegenzunehmen ist demokratische Kultur und bezeugt Toleranz. Organisierte Störaktionen gegen polizeilich genehmigte Demonstrationen gefährden indes das Vertrauen in unsere demokratische Ordnung. An ihrer straf- und zivilrechtlichen Haftbarkeit sollte kein Zweifel bestehen.

Dr. Eberhard Reusse, Rom

 

 

Zu: „Bilanzen des Schreckens“ von Björn Schumacher, JF 7/11

Angabe von Oberst Matthes fehlt

Völlig „vergessen“ wurde der Bericht von Oberst Matthes, dem im Stab des Verteidigungsbereiches Dresden alle militärischen Einheiten und zivilen Behörden (Polizei) unterstanden und der alle Angriffe aus nächster Nähe miterlebte. Am 30. April 1945 gab er folgende von ihm abgezeichnete Meldung an den Führerbunker in Berlin: „Es gab 35.000 voll identifizierte Opfer mit Namensangabe, 50.000 waren teilidentifiziert und 168.000 waren nicht identifizierbar.“ Der Bericht von Matthes (aus dem Jahr 1985) ist im Besitz des Verfassers.

Prof. Dr. Helmut Schröcke, München

 

Dresden in Relation zu Haiti

Wenn jemand glauben machen will, daß nach dem 13., 14. und 15. Februar 1945 die Anzahl der Opfer mit nahezu genau 25.000 feststeht, dann ist derjenige nicht an der Wahrheit interessiert. Denn die Bergung der anfänglichen Toten war weder am 2. März noch am 17. April abgeschlossen.

Vor etwa einem Jahr wurde Haiti durch ein schreckliches Erdbeben fast vollständig zerstört. Diese Naturkatastrophe kann nicht verheerender gewirkt haben als die von Menschenhand verursachten Bombardements. Allerdings mit einem wesentlichen Unterschied: Das Beben dauerte keine 10 Minuten, die betroffenen Menschen konnten ihre Häuser schnellstens verlassen, und sie waren weder Feuersbrünsten noch Sprengbomben, noch Bordwaffenbeschuß ausgesetzt. Es heißt, in Haiti habe es mindestens 300.000 Tote gegeben.

Klaus Obrecht, Offenburg

 

 

Zu: „Ungebremster Linkstrend“ von Dieter Stein, JF 7/11

Sprachrohr der Basis

In der Tat, das Superwahljahr 2011 wartet mit einer Blütenlese von rechts der CDU angesiedelter Parteien auf. Ein beklagenswerter Zustand für die „heimatlosen Rechten“. Ein Hauptproblem ist nach wie vor die Zerstrittenheit und Selbstzerfleischung der Rechtsparteien.Selbst wenn eine der Aspiranten die Fünf-Prozent-Schranke überwinden sollte, werden ihre Mandatsträger isoliert und in die rechte Ecke gestellt.

Mit diesem Verdikt kann die ursprünglich als Einmalaktion gegen die „Berliner Erklärung“ der CDU angelegte „Linkstrend stoppen“-Bewegung nicht belegt werden. Entfaltet sie doch ihre Aktivitäten unter Berufung auf die Bandbreite einer Volkspartei. Überraschend ihr Erfolg: Kein CDU-Oberer unterläßt inzwischen die Forderung: „mehr Profil zeigen“. Die Mahnung, daß den Worten auch Taten folgen, ist die Aufgabe der „Linkstrend stoppen“ – Aktion als Sprachrohr der Basis.

Friedrich-Wilhelm Siebecke, Mettmann

 

 

Zu: „Durchsichtige Debatte“ von Thomas Goppel, JF 7/11

Beispiel orthodoxe Kirche

Mit der Theologen-Debatte „Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch“ steht viel mehr auf dem Spiel, als Herr Goppel meint. Denn der junge Priester sollte nicht einem Zwangszölibat unterworfen sein, sondern erst in der Lebensmitte entscheiden dürfen, ob er ein Leben ohne Familie führen kann. Der Zölibat wurde in der Kirche zwangsweise, zuletzt in Spanien, erst im 11. Jahrhundert eingeführt. Bei den orthodoxen Christen gilt die Ehelosigkeit erst ab der Bischofsweihe – und es funktioniert offensichtlich besser als in der römisch-katholischen Kirche.

Norbert Schenkel, Königshofen

 

 

Zu: „Angriff auf die Kirche“ von Werner Olles, JF 7/11

Evangelisch, oder: große Leere

Man muß sich schon sehr wundern über diese 143 selbsternannten „Päpste“, was diese eigentlich mit ihren Forderungen an die katholische Amtskirche erreichen wollen. Glaubt denn irgend jemand, daß sich mit den geforderten Veränderungen der katholischen Glaubenslehre die Kirchen füllen werden? Die evangelische Kirche ist da scheinbar „einen Schritt weiter“.

Genau deswegen sind deren Kirchen aber noch leerer als die katholischen. Die Verwirklichung dieser Theologenansichten wäre ein kleiner Aufbruch für manche, aber ein riesengroßer Einbruch für sehr, sehr viele Gläubige der katholischen Kirche. Ich würde diese veränderte Kirche sofort verlassen.

Gerd Müller, Frankenthal

 

 

Zum Lesereinspruch: „Zu einseitig“ von Cordula Drechsler, JF 7/11

Die Wahrheit hat zwei Seiten

Ich kann den Lesereinspruch der Pflegemutter aus menschlicher und aus der persönlichen Sicht nachvollziehen; es gibt eine große Zahl fähiger Pflegeeltern und nicht wenige Kinder, die der staatlichen Jugendhilfe wirklich bedürfen. Doch meine persönlichen Erfahrungen stehen für die andere Seite der Wahrheit: Kungelei von Jugendämtern, Pflegekinderdiensten und Pflege-„Eltern“, wobei sich diese alle nicht einmal auf die familialen Grundrechte aus Art. 6 GG berufen können. Um so eifersüchtiger werden sie, haben sie erst einmal ein (fremdes) Kind in ihren „Besitz“ gebracht.

Alles geschieht natürlich immer „zum Wohle des Kindes“. Dabei wenden sich in den meisten Fällen die Eltern naiv und hilfesuchend an das Jugendamt – gerade wenn sie Probleme haben. Das Gros der Väter und Mütter lehnt die Verantwortung eben nicht ab. Das Pflegekinderwesen hingegen hat sehr wohl nicht unbedingt nur immaterielle Interessen an der Kindesbetreuung.

Michael Siebel, Kreuztal, Westf.

 

 

Zu: „Jetzt noch nicht“ von Hans Christians, JF 7/11

Vermummungsverbot reicht

Die Debatte um das Burka-Verbot irritiert. Wir haben doch schon eins! Oder ist das Vermummungsverbot nicht mehr in Kraft? Auf die Idee könnte man allerdings kommen, wenn man die Untätigkeit der Behörden bei Angriffen vermummter Linksextremisten betrachtet, wenn diese unsere Rechtsordnung attackieren.

Ilse Conrad-Kowalski, Lübeck

 

 

Zu: „Pankraz, A. Merkel und die Maske der Revolution“, JF 7/11

Versiert in der Dialektik der SED

Die Dame Merkel hat in ihrer Jugend aufmerksam zugehört. Dialektik lernte sie sowohl von ihrem Herrn Vater als auch im akademischen Zentrum der SED-Herrschaft. Während einer der ersten Auslandsbesuche Honecker nach Ägypten führte, kann Merkel jetzt das ägyptische Volk auf die Spitze nicht der Pyramiden, aber ihrer sibyllinischen politischen Zukunftsprognosen treiben.

Herbert Gassen, Bruchköbel

 

 

Zum Schwerpunktthema „Die Armee wird zerstört“, JF 6/11

Nicht Futur, sondern Präsens

Der Schlagzeile widerspreche ich, sie muß korrekterweise lauten: Die Armee ist zerstört. Angehörige der Luftwaffe etwa fühlen sich eben nicht mehr als Soldat, sondern zum Beispiel als Diplom-Kaufmann, der nur bei den Streitkräften beschäftigt ist und während seiner Tätigkeit Uniform tragen muß. Diese Leute dürften meiner Meinung nach nicht mehr die ehrenvolle Bezeichnung Soldat tragen, sondern sind als uniformierte Außendienst-Mitarbeiter im Bundesverteidigungsministerium zu bezeichnen.

Alban Hirsch, Lauf

 

 

Zur Meldung: „Koalition streitet über Frauenquote“, JF 6/11

Liberale Gedächtnislücke

FDP-Generalsekretär Lindner meint: „Es ist nicht Aufgabe von Politikern, Unternehmen ihre Personalpolitik zu diktieren. Eine gesetzliche Frauenquote wäre ein tiefer Eingriff in die private Vertragsfreiheit.“ Daß seine Partei mit dem Allgemeinen Gleichstellungsgesetz einen solchen Eingriff auf Befehl von Brüssel längst abgenickt hat, ist ihm offenbar entgangen.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zur Meldung „Bevölkerungsrückgang erfaßt Westdeutschland“, JF 6/11

Eine Billion für die Bevölkerung

Die aufgrund des demographischen Schrumpfungsprozesses lauter werdenden Stimmen der deutschen Industrie, die Bevölkerungsimporte als alternativlos ansehen, wie zuletzt auch Professor Bauch (JF 52/10), übernehmen ungeprüft türkische und US-amerikanische Propaganda. Nicht nur Helmut Schmidt („Es war ein Fehler, Gastarbeiter ins Land zu holen“) und Hans-Dietrich Genscher („Wir sind kein Einwanderungsland“) haben zu spät erkannt, daß eine derartige Politik schon vor zirca 2.000 Jahren unter ähnlichen Vorzeichen den Untergang Roms eingeleitet hat. Gerade weil die Masseneinwanderung politisch korrekt als „alternativlos“ bezeichnet wird, dürfen Alternativen nicht diskutiert werden.

Hätte man die etwa eine Billion Euro Steuermittel, die bisher in die Migrations- und Integrationsindustrie gepumpt wurden, zur Stabilisierung der Bevölkerungsentwicklung der Deutschen investiert, gäbe es kein Bevölkerungsproblem. Voraussetzung für diese Politik ist allerdings, daß es überhaupt ein politisches Interesse am Fortbestand des deutschen Volkes gibt.

Dr. Roland Mackert, Sachsenheim

 

 

Zu: „Ein Dammbruch“ von Rolf Sauerzapf, JF 4/11

Zeugnis wider Glaubwürdigkeit

Das neue Pfarrerdienstgesetz zeigt, daß heute nicht nur das persönliche Zeugnisgeben der Gläubigen fehlt. Auch in der Wortverkündigung zeigt sich, daß diese vielerorts nicht mehr oder nur marginal an der Bibel und ihren zentralen Botschaften ausgerichtet ist, sondern vielmehr an ideologischen Vorgaben des Zeitgeists, siehe etwa die „Bibel in gerechter Sprache“. Der frühere Finanz- und Verteidigungsminister Hans Apel hat in seinem Buch „Volkskirche ohne Volk“ hierzu vermerkt: „Die meisten der heutigen Kirchenführer gleichen in ihren theologischen Überzeugungen (...) den Wetterfahnen auf ihren Kirchtürmen: Sie zeigen an, woher der Wind weht.“

All diese Manipulationen führen nicht nur zu einer Verunsicherung des gläubigen Volkes, sondern auch zu einem Verlust der Glaubwürdigkeit der kirchlichen Repräsentanten, insbesondere in der evangelischen Kirche, mit der Folge, daß man der Institution den Rücken kehrt.

Dr. Manfred Förster, Einbeck

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