© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/11 04. März 2011

Die Ehre wiederherstellen
Bildgewaltig: „Der Adler der neunten Legion“ im Kino
Ronald Gläser

Im Jahr 120 nach Christus marschiert die im nordenglischen Ebruacum (York) stationierte römische Legion nach Norden, um die renitenten Völker Schottlands zur Räson zu bringen. Doch die Römer erleiden im hohen Norden ein Stalingrad: Die Legion wird aufgerieben – wie im Teutoburger Wald. Schmerzlich für die Besatzer: Auch der Adler – das Feldzeichen – ist verlorengegangen. Die Einheit wird nie wieder aufgestellt.

Der Film „Der Adler der neunten Legion“ basiert auf dieser Geschichte, handelt jedoch zwanzig Jahre später: Marcus Aquila hat sein erstes Kommando als Zenturio in Südengland. Nach einem Angriff, bei dem er schwer verletzt wird, muß er aus dem Dienst ausscheiden. Als Veteran findet er nun die Zeit, die Familienehre wiederherzustellen. Es war sein Vater, der den Adler der neunten Legion zu tragen hatte, und Marcus sieht es als seine persönliche Pflicht an, die Standarte zurückzuholen. Mit seinem Sklaven und Freund Esca begibt er sich auf eine gefährliche Reise ins „unzivilisierte“ Schottland jenseits des Hadrianswalls. Als es den zwei Abenteurern gelingt, den Adler zu ergattern, gibt es eine tödliche Hetzjagd zurück – zum römisch besetzten Gebiet.

Die filmische Umsetzung des gleichnamigen Jugendromans von Rosemary Sutcliff ist sehr nahe am 1954 veröffentlichten Buch erfolgt. In der zweiten Hälfte weicht das Drehbuch etwas von der Romanvorlage ab, um die Geschichte zusätzlich zu dramatisieren. Wenig überzeugend ist die Darstellung der Pikten, von denen zwar bekannt ist, daß sie mit Tätowierungen oder Bemalungen in den Krieg zogen, die im Film aber wie eine blutrünstige Horde von Aliens mit Irokesenschnitt daherkommen. Auch ärgerlich: Die Kohorte (etwa 500 Legionäre), die Marcus führt, ist noch nicht mal eine Zenturie (hundert Mann). Bei den Statisten wurde ebenso gespart wie bei den Hauptrollen. Einzig Donald Sutherland spielt eine Nebenrolle. Das macht aber nichts. „King Arthur“ (2004) war trotz Til Schweiger eine Zumutung, was sich von diesem Film nicht sagen läßt. „Der Adler der neunten Legion“ ist ein gelungener Kinofilm aus dem Schwerter- und Sandalen-Genre – ohne Kitsch und mit einer schlüssigen Handlung. Spannend bis zuletzt.

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