© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/11 11. März 2011

Frisch gepresst

Militärgeschichte. Feldzüge und Schlachten im Land zwischen den Meeren einmal ganz ohne Gerd Stolz, den Kieler Altmeister nord-elbischer Militärgeschichte? Ist machbar, wie ein schöner Sammelband bezeugt, den Eva Susanne Fiebig und Jan Schlürmann herausgegeben und weitgehend auch selbst gefüllt haben. Mit diesem Generationswechsel ist auch der Anspruch verbunden, den Raum zwischen Elbe und Wiedau für die „moderne“ Militärgeschichte zu öffnen. Sozial-, Kultur- und Mentalitätsgeschichte sollen die tradierten „Schlachtenpanoramen“ ergänzen. Dabei lassen sich auch sonst eher belächelte Sparten wie „Uniformkunde“ als Spiegelbild einer zentralisierten Militärpolitik des nach 1815 auf seinen Untergang zusteuernden dänischen Gesamtstaates aufbereiten. Die Handbuch-Form bedingt, daß im ersten Teil die Geschichten der verschiedenen Militärkontingente bis 1863/67 unterzubringen waren, während der zweite Teil eine übersichtlichere, chronologische und sehr gut fundierte Kriegsgeschichte bietet, die nur die „napoleonischen Kriege“ mit 1792 zu früh ansetzt und leider den letzten, entscheidenen Krieg, den der Gesamtstaat 1864 gegen Preußen und Österreich verlor, mit Rücksicht wohl auf einen Fortsetzungsband ausspart. (ob)

Eva Susanne Fiebig, Jan Schlürmann (Hrsg.): Handbuch zur nordelbischen Militärgeschichte. Husum Verlag, Husum 2010, 568 Seiten, Abbildungen, 29,95 Euro

 

Pommern. Etwas früher als ihr Stiefbruder Rudolf mit seiner Geschichte der Thaddens auf Trieglaff (JF 8/11) meldete sich Maria Wellershoff, Jahrgang 1922, mit ihren Erinnerungen an die untergegangene preußische Welt Hinterpommerns zu Wort. Die Schwester des einstigen NPD-Granden Adolf von Thadden, verheiratet mit dem linksintellektuellen Schriftsteller Dieter Wellershoff, liefert damit einen Beitrag zur ostdeutschen Zeitgeschichte, der sich hinter den bekannten Rückblicken der Dönhoff, Dohna, Krockow et al. nicht zu verstecken braucht. Sie schildert den Mikrokosmos pommerschen Gutslebens in wünschenswerter Breite, bis hin zu den letzten Treibjagden im Herbst 1944. Dieses Ende ist schon in den mühsam rekonstruierten Erinnerungssplittern melancholisch präsent, in Hinweisen auf die kurzen Lebensfäden jener Spielgefährten, die im Zweiten Weltkrieg fallen sollten. (wm)

Maria Wellershoff: Von Ort zu Ort Eine Jugend in Pommern, Dumont Verlag, Köln 2010, gebunden, 479 Seiten, Abbildungen, 20,99 Euro

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