© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/11 18. März 2011

Der Preis für eine Feinunze ist auf über 1.400 Dollar angestiegen
Keine Goldblase in Sicht
Bruno Bandulet

Immer wenn der Goldpreis seinen langfristigen Anstieg korrigiert, wie zuletzt im Januar, ist zu hören, es habe sich eine Goldblase gebildet und die werde bald platzen. Wer das glaubt, weiß nicht, wie Finanzblasen aussehen. Sie sind charakterisiert durch grenzenlose Euphorie, einen explosiven Preisverlauf und Überinvestment. Heute macht Gold ein Prozent der internationalen Geldvermögen aus. 1980, am Ende der damaligen Goldhausse, war es ein Vielfaches davon.

Ein anderes Mißverständnis betrifft die doppelte Natur des Goldmarktes, auf dem sowohl Barren und Münzen als auch Buchgold gehandelt werden. Das Geschäft mit physischem Gold liefert das solide Fundament des Marktes, es wird dominiert von den Asiaten. 2010 stiegen die indischen Goldimporte um 46 Prozent und die Chinas um 500 Prozent. Das erste Jahr seit langem, in dem die Zentralbanken netto kein Gold verkauften, sondern ihre Reserven aufstockten. Noch im Januar war die Nachfrage chinesischer Investoren bemerkenswert stark, und die Lager mit Ein-Kilo-Barren waren fast leer.

Ganz anders die Verhältnisse am Terminmarkt in New York, wo nicht investiert, sondern auf Preisdifferenzen gesetzt wird. Dort kam der Goldpreis unter Druck, weil ein kleiner Hedge-Fonds mit irrsinnigem Hebel Goldkontrakte akkumuliert hatte, die der gesamten südafrikanischen Jahresproduktion entsprachen. Als er nicht zahlen konnte und gezwungen war, zu liquidieren, rutschte der Preis.

Den konservativen langfristigen Goldanleger braucht das nicht zu irritieren. Er hält Gold für ein Investment, das nie pleite gehen kann, und für eine Alternative zu Dollar und Euro, die aus unterschiedlichen Gründen ihre Funktion als Wertaufbewahrungsmittel verloren haben. Gold ist für ihn eine Versicherung gegen geopolitische Risiken, gegen den nächsten Finanzcrash und nicht zuletzt gegen den Ruin der eigenen Währung, den Euro, von dem man nicht einmal weiß, ob er in zehn Jahren noch existiert.

Aus den siebziger Jahren wissen wir, daß eine langfristige Goldhausse ungeachtet aller Preisschwankungen nicht wirklich in Gefahr ist, solange die Realzinsen im Trend negativ bleiben und somit kurzfristige Geldanlagen permanent an Wert verlieren. Ein nennenswerter Preisrückgang würde voraussetzen, daß die US-Notenbank Federal Reserve den Ankauf von Staatsanleihen und damit das Gelddrucken tatsächlich im kommenden Juni beendet; daß sich das Wirtschaftswachstum in China drastisch abschwächt; und daß sich die westlichen Notenbanken entschließen, ernsthaft die Inflation zu bekämpfen.

Angesichts staatlicher Überschuldung und eines labilen Bankensystems darf bezweifelt werden, daß sich die USA und Europa dies überhaupt noch leisten können.

 

Dr. Bruno Bandulet ist Herausgeber des Finanzdienstes G&M.

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