© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/11 18. März 2011

Linke bemüht um Journalisten-Nachwuchs
Medienakademie unter Beteiligung der Luxemburg-Stiftung – Linkspartei schustert sich ein vorteilhaftes Selbstbild zurecht
Lion Edler

Die Linkspartei hält bekanntlich nicht viel von den Instrumenten der Marktwirtschaft. Doch wenn es um den eigenen Erfolg geht, kann sie auch anders. „Die Marke Die Linke“ lautete ein Vortrag von Reiner Strutz bei der achten „Linken Medien-Akademie“ (Lima), die in der vergangenen Woche in Berlin stattgefunden hat. Diese von der Linkspartei ausgerichtete Tagung mit Hunderten von Teilnehmern dient der Vernetzung der Mutterpartei mit sympathisierenden Journalisten. Seit 1994 – damals hieß die Partei noch PDS –  ist Strutz für die Verpackung des Produkts „Postkommunismus“ verantwortlich.

Offen gibt er zu, die PDS habe schon damals dank seiner Bemühungen „jünger, frecher, dynamischer und sympathischer gewirkt, als sie wirklich ist“. Nach dem gelungenen Neustart als Linkspartei macht Strutz jedoch eine „falsch verstandene Selbstverwirklichung“ von Mitgliedern aus unteren Ebenen der Partei zu schaffen. Jeder glaube, selbst ein Gestalter zu sein. Ein „schleichender Zerfall der Marke“ der Linkspartei sei daher im Gange. Der linke Journalismus zerfällt dagegen nicht. Partner der Akademie sind unter anderem die taz, Freitag, Junge Welt, Neues Deutschland sowie die Verdi-Mitgliederzeitung Publik. Und selbst SPD-Vertreter waren vor Ort wie der Online-Redakteur der sozialdemokratischen Parteizeitung Vorwärts Karsten Wenzlaff.

Die linken Nachwuchsjournalisten besuchten Veranstaltungen über „Skandalisierung und Gegenstrategie“, Netzsperren oder „Stuttgart 21, Kampagnen und Wahlen“. Mit Karl-Heinz Dellwo wurde nach der Teilnahme von Inge Viett auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz im Januar auch wieder ein RAF-Terrorist eingeladen. Dellwo war 1975 an der Stockholmer Botschaftsbesetzung beteiligt, bei der die RAF zwei Geiseln erschoß. Sein Vortrag zum Thema „Rudi Dutschke und der kommende Aufstand“ mußte jedoch krankheitsbedingt entfallen.

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