© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/11 18. März 2011

Frisch gepresst

Islamismus. Das Thema Islamismus polarisiert. Die einen vermuten hinter der Warnung vor Terroranschlägen in Deutschland Rassismus, andere sehen in jeder neuen Moschee eine Terrorzentrale. Für differenzierte Wortmeldungen ist da selten Platz. Doch wie groß ist die Gefahr nun tatsächlich, ist alles wirklich nur Panikmache? Der Politikwissenschaftler Johannes Kandel kommt in seiner wohltuend nüchternen Analyse des Islamismus in Deutschland zu dem Schluß, daß der islamistische Terror hierzulande längst angekommen ist. Die Einschätzung Kandels gewinnt an Gewicht, da er nicht aus dem üblichen Kreis der Islamkritiker stammt, sondern seit Jahren für die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung das Thema Islam bearbeitet. Bei der Bekämpfung des Islamismus ruft Kandel denn auch nicht alleine nach dem Staat. Er verweist darauf, daß die potentiellen Terroristen das islamische Milieu brauchen wie die Fische das Wasser. Ohne die Hilfe der gemäßigten Moslems sei die Bedrohung durch den Islamismus daher nicht zu bannen, nimmt er die Vertreter des Islam in Deutschland in die Pflicht. (ms)

Johannes Kandel: Islamismus in Deutschland. Zwischen Panikmache und Naivität. Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2011, broschiert, 224 Seiten, 14,95 Euro

 

Multikulti. Eine Frau entbindet ein Kind und kommt nach den Strapazen ins Zimmer. Dort liegt eine andere Frau, Ajsche. Ajsche hat Migrationshintergrund und eine große Familie. Und diese Familie kommt bald zu Besuch: Vater, Mutter, Brüder, Schwestern, Kind und Kegel. Sie bevölkern den Raum, drängen die wenigen Deutschen an den Rand und bauen als Höhepunkt eine kleine Moschee mit einem rufenden Muezzin im Zimmer auf. Die Erlösung für die deutsche Mutter kommt erst, als die „südländische“ Großfamilie von einer verständnisvollen Krankenschwester in ein anderes Zimmer verlegt wird. Es sind solche Szenen und Skizzen aus der deutschen Hauptstadt, die Billi Wowerath in seinem Buch „Alles echt Berlin“ schildert. Es handelt von Grünen, die plötzlich vermuten, daß Sarrazin recht haben könnte, und von Touristen, die auf der Straße von Hütchenspielern „abgezogen“ werden. Die Geschichten zeigen, daß, wie es im Vorwort heißt, „Multikulti nicht immer Sonnenschein“ ist. 23 tolle Kurzgeschichten. (rg)

Billi Wowerath:  Alles echt Berlin. Szenen und Geschichten aus der Multikulti-Metropole. Books on Demand, Norderstedt 2011, brochiert, 171 Seiten, 13,90 Euro

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