© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/11 18. März 2011

Frisch gepresst

Rechte Frauen. Vergangene Woche wurde der Verleger Christoph Links mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Der Verlag veröffentliche „bewußt immer wieder Autorinnen und Autoren, die wichtige gesellschaftliche Prozesse – auch gegen den ‘Mainstream’ – kritisch begleiten und hinterfragen“, hieß es in der Begründung. Der just erschienene Neuling der beiden Antifa-Journalisten Andrea Röpke und Andreas Speit dürfte damit allerdings nicht gemeint gewesen sein. Schließlich sind Bücher über die „Neonazi-Szene“ alles anderen als „gegen den Mainstream“. Gerade ihr behandeltes Thema Frauen in der rechten Szene wird von Medien und Politik gerne aufgegriffen. Zeigt es doch, um im Duktus der beiden Journalisten zu bleiben, wie weit die „rechtsradikale Unterwanderung der Gesellschaft“ angeblich schon vorangeschritten ist. Als Beweis dafür stehen „völkische Familien“ und „braune Paare“, die ihren Kindern Volkslieder und -tänze beibringen. Von „Neonazistinnen“ ist zu lesen, die sich als „freundliche ‘Mütter von nebenan’“ tarnen und den Nachbarn Zucker ausleihen. Politik und Verfassungsschutzbehörden „schauen diesem gefährlichen Treiben nahezu tatenlos“ zu. Doch zum Glück kämpfen die „ausgewiesenen Kenner“ Röpke und Speit dafür, daß „rechtsorientierte Frauen“ endlich „als das wahrgenommen werden, was sie sind: Feindinnen von Demokratie und Emanzipation“. (krk)

Andrea Röpke, Andreas Speit: Mädelsache! Frauen in der Neonazi-Szene. Christoph Links Verlag, Berlin 2011, broschiert, 237 Seiten,        16,90 Euro

 

Berlusconis Land. Lohnt es sich überhaupt, Italien zu retten? Eine rhetorische Frage, denn der in Florenz europäische Geschichte lehrende Paul Ginsborg ist als politisch engagierter Vertreter einer „kämpfenden Wissenschaft“ seit langem prominentes Mitglied in den Reihen italienischer „Wutbürger“, die Silvio Berlusconi am liebsten nach dem Muster der „Arabellion“ per Massendemo aus dem Amt jagen würden. Italien sei zwar schon immer die Urheimat eines mafiotischen „Klientelismus“ gewesen, aber unter dem skandalumwitterten Medienmogul habe sich diese Entwicklung unerträglich radikalisiert. Um gegenzusteuern, mahnt Ginsborg eine Rückbesinnung auf die „Ideen des Risorgimento“, der Gründerväter der Republik vor 150 Jahren an. (ob)

Paul Ginsborg:  Italien retten. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2011, broschiert, 143 Seiten, 10,90 Euro

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