© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/11 25. März 2011

Zukunft des Westens
Blinde und Warner
Klaus Hornung

Betrachtet man die Lage des amerikanisch-europäischen Westens im globalen Umfeld ohne billigen Optimismus, so ist sie nicht allzu rosig. Die Afghanistan-Expedition, vor zehn Jahren mit robustem Selbstbewußtsein begonnen, droht mit einem Debakel zu enden. Im benachbarten Pakistan sind die Islamisten im Vormarsch. Aus dem arabisch-islamischen Nordafrika sind nach dem Ende der autoritären Herrschaften eher neue Unwägbarkeiten zu erwarten. Die europäische Währungsunion ist nur mit einer entschlossenen Umschuldung der Betroffenen, die auch die Gläubiger beteiligt, zu sanieren, anstatt die ökonomisch-politische Ordnung auch der noch relativ „Starken“ durch immer neue Rettungsschirme auf Kosten der Steuerzahler und Staatshaushalte zu gefährden.

Die Amerikaner sind bis jetzt nur mit bescheidenem Erfolg bemüht, die Folgen der Weltwirtschaftskrise zu überwinden, die sie selbst wesentlich heraufbeschworen haben. Die bisherigen Schwellenländer China, Indien und Brasilien sind inzwischen zu Mächten erster Ordnung auf Augenhöhe mit dem Westen herangewachsen, zu starken Akteuren im begonnenen globalen Mächtekonzert des 21. Jahrhunderts.

Der Westen versucht indes noch immer mit seinem extremen Individualismus zu punkten und erkennt seine Schwächen nicht: Geburtenrückgang, Singlegesellschaft, alleinerziehende Mütter, Gewaltkriminalität usf. Der kluge Wissenschaftler und Minister in Singapur, Kishore Mahbubani, hat von der im Westen verbreiteten „einzigartigen Verblendung“ gesprochen, die nicht erkennt, „wie der Westen mit eigenen Händen an seinem Verfall arbeitet“. Vor allem in Deutschland sind viele superkluge Intellektuelle, etwa im Feuilleton der FAZ, mit ihren Warnungen vor „Panikmache“ im Blick auf die fortschreitende islamische Landnahme in Europa daran beteiligt.

Immerhin hat sich inzwischen bei uns eine Phalanx von Warnern zusammengefunden, die Thilo Sarrazin, Ayaan Hirsi Ali, Nekla Kelek, Henryk Broder, Ralph Giordano und andere umfaßt, die zunehmend Gehör finden in der öffentlichen und selbst in der veröffentlichten Meinung. Nur mit solchen Stimmen und nicht mit dem Opportunismus der politischen Klasse wird es möglich sein, die Selbstabschaffung des Westens zu stoppen.

 

Prof. Dr. Klaus Hornung lehrte Politikwissenschaft an der Universität Hohenheim

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen