© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/11 25. März 2011
Wertewandel statt Islamphobie Die Probleme der Integration und den Zustrom Fremder aus islamischen Ländern, der, ungeachtet aller Beschwörungen qualifizierter Einwanderung, seit Monaten auch über die Asyl-Schleuse wieder anschwillt, will der Konstanzer Kulturwissenschaftler Stefan Weidner gern konzedieren. Trotzdem sei nicht der Islam Europas zentrales Problem. Unser Problem sei die kapitalistisch organisierte Industriegesellschaft. Sie müsse reformiert werden, was Finanzkrise, Klimawandel und Bevölkerungsrückgang deutlich signalisierten. Dieses harte Thema werde jedoch verdrängt, um alle dadurch ausgelösten Ängste mit einer klassischen Sündenbockmechanik auf ein weiches, kulturelles Thema und somit auf eine gesellschaftliche Minderheit umzulenken (Psychologie heute, 4/2011). Weidner sieht sich dabei durch den Berliner Antisemitismus-Forscher Wolfgang Benz bestätigt, der vor neuem Rassismus warne. Statt Islamphobie stehe daher ein kultureller Wertewandel an. Die gegenwärtige Sackgasse der westlichen Zivilisation werde uns lehren, kulturell und psychisch mit knapper werdenden Ressourcen auszukommen. Dann würden wir wieder Werte schätzen, die der islamische Kulturkreis stark und nachhaltig bewahrt habe Kinderfreundlichkeit sei darunter nicht der geringste. (wm) www.psychologie-heute.de |