© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/11 25. März 2011
Haltungsnote Das EU-Parlament galt lange Zeit als Endlager für ausgebrannte Politikelemente. Die deutschen Parteien verfuhren bei der Auswahl der Kandidaten oft gemäß dem Prinzip Schick den Opa nach Europa, was sich aufgrund der Kompetenzverlagerung zugunsten der EU über kurz oder lang bitter rächen dürfte. Gott sei Dank gibt es im EU-Parlament aber außenpolitische Leuchttürme wie Elmar Brok. Der gebürtige Westfale, der es ohne Studienabschluß vom Journalisten zum Senior Vice President Media Development der Bertelsmann AG gebracht hat, sitzt sich seit 1980 für die CDU den Hintern in Straßburg beziehungsweise Brüssel platt. Jüngst reagierte der außenpolitische Sprecher der EVP-Fraktion mit einem kühnen Vorstoß auf die mediale Atompanik nach der Kernschmelze im japanischen Kraftwerk Fukushima. Es sei angesichts der dramatischen Entwicklung dringend, einen Notfallplan vorzubereiten, diktierte er den erstaunten Journalistenkollegen der Neuen Westfälischen Zeitung in den Notizblock. Schon jetzt sollten sich Schiffe auf den Weg in die Region machen, um noch reagieren zu können, wenn es tatsächlich zu einer großräumigen atomaren Verstrahlung komme. Diese Äußerungen lassen am Sachverstand des passionierten Pfeifenrauchers Brok zweifeln. Kann Tabakqualm das Hirn eines gestandenen EU-Außenpolitikers immerhin Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses 1999 bis 2007 derartig vernebeln, daß er ein 127-Millionen-Volk evakuieren zu können glaubt? Man muß sich ernsthaft fragen, woher die tollkühnen Visionäre eines europäischen Bundesstaates ihre Rettungsideen beziehen? Von Hollywoods Apokalypsen-Regisseur Roland Emmerich? Aus der biblischen Überlieferung der Sintflutkatastrophe? Rettungsboote, Rettungsschirme. Finis Europae. Das Himmelreich ist nahe. |