© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/11 01. April 2011

Kapituliert wird nicht
Großbritannien: Die English Defence League und ihr Kampf gegen die Islamisierung
Derek Turner

Zweihundert Demonstranten gegen den Bau einer Moschee in Reading am 19. März. Für den 2. April erwartet Blackburn mehr als 2.000 EDL-Sympatihsanten. Motto der Demonstration: „Verteidigung unserer Kultur – Keine Kapitulation“.

Seit 2009 macht die English Defence League (EDL) in Großbritannien als neue offensive politische Kraft von sich reden. Dabei handelt es sich weder um eine Partei noch um eine klassische Interessenvertretung. Die Gruppierung hat weder Promi-Unterstützer noch Förderer bei den Medien. Ihre Anhänger sind zum Teil Angehörige der Arbeiterklasse, größtenteils stämmige Fußballfans mit Kurzhaarfrisuren und Tätowierungen, bewaffnet mit Flaggen mit dem englischen Sankt-Georgs-Kreuz.

Die EDL zeichnet sich durch eine locker geknüpfte Netzwerkstruktur aus. Eine eingetragene Mitgliedschaft gibt es nicht. Der harte Kern dürfte aus ein paar hundert Leuten bestehen, die Facebook-Gemeinde hingegen hat über 80.000 Mitglieder. Wenn man ihren Selbstdarstellungen glauben darf, will die EDL lediglich den Islamismus und die Verbreitung der Scharia bekämpfen und begrüßt dabei jede Unterstützung unbesehen der ethnischen Herkunft, Religionszugehörigkeit und sexuellen Orientierung. Sie distanziert sich von der British National Party (BNP), die ihrerseits die EDL als „verbotene Organisation“ betrachtet.

Dennoch wird die EDL von den Mainstream-Medien der „äußersten Rechten“ zugerechnet und in der direkten Nachfolge von Oswald Mosleys Schwarzhemden gesehen. Tory-Premier David Cameron bezeichnet ihre Anhänger als „furchtbare Leute“.

Daß ihre Koordinatoren sehr auf Geheimhaltung bedacht sind, kommt der Glaubwürdigkeit der EDL nicht unbedingt zugute. Bei ihrem Gründer, der das Pseudonym „Tommy Robinson“ verwendet, handelt es sich Medienberichten zufolge um einen Ex-BNPler namens Stephen Yaxley-Lennon. Unter den führenden EDL-Mitgliedern befinden sich einige weitere ehemalige BNP-Leute, aber längst nicht alle von ihnen kommen aus dieser Ecke.

Die League wurde im März 2009 in Luton gegründet, einer Stadt im Norden Londons mit einem hohen Anteil von Einwanderern aus dem asiatischen Raum. Damit reagierten ihre Aktivisten auf einen Vorfall, bei dem dort lebende Islamisten Mohnblumen verbrannten – in Großbritannien traditionell ein Symbol für britische Kriegsopfer – und Drohungen gegen aus Afghanistan heimgekehrte Soldaten ausstießen. Insgesamt hat die EDL seither über dreißig Kundgebungen von London bis Bradford abgehalten.

Ihre jüngste Demonstration im Februar in Luton war mit 7.000 Teilnehmern bislang die größte. Parallel dazu sind EDL-Unterstützer bereits nach Frankreich, Deutschland, Holland und in die USA gereist, um an dortigen Veranstaltungen teilzunehmen. Auch sollen rege Kontakte zu den Schwedendemokraten, radikalen Zionisten und der Tea-Party-Bewegung bestehen.

Eine Parteigründung wird noch nicht erwogen. Sollte es aber dazu kommen, könnte die League in einigen Wahlkreisen durchaus an Einfluß gewinnen, zumal die BNP derzeit auf dem absteigenden Ast ist. Mag sein, daß dieser Einfluß dennoch kurzlebig ist, denn bislang kann die EDL weder mit glaubwürdigen Führungsfiguren noch mit einer kohärenten Philosophie aufwarten. Unterschätzen sollte man ihre Bedeutung dennoch nicht – und sei es nur, daß ihre kompromißlose Bereitschaft, dem Islamismus und seinen linken Verbündeten entgegenzutreten, eine Reaktion des Gesetzgebers auf den um sich greifenden Islamismus erzwingt.

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