© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/11 01. April 2011

Grüße aus Bern
Sport ohne Kopftuch
Frank Liebermann

Auch in der Schweiz wird Sport getrieben. Schwingen ist ein solches Beispiel. Bei dieser Variante des Ringens versuchen sich sehr kräftige Männer in einer Hose aus Jute gegenseitig ins Sägemehl zu werfen. Andere Sportarten wie Hornussen oder Steinwerfen sind ebenfalls Nationalsport, verlieren aber gerade bei der Jugend an Bedeutung. Die europäischen Standards sind eher angesagt. So lieben die Schweizer mehr und mehr Fußball, Tennis oder Basketball, genauso wie das der Rest der Welt tut.

Eine engagierte Sportlerin ist auch Sura al-Shawk. Sie spielt für ihr Leben gerne Basketball. Allerdings gibt es bei ihr einen kleinen Unterschied. Während die meisten Spieler leichte Kleidung bevorzugen, möchte die muslimische Schweizerin, die ihre kulturellen Wurzeln im Irak hat, mit einem Kopftuch bekleidet spielen. Dem hat der Basketballverband der Nordostschweiz einen Riegel vorgeschoben. Der zuständige Verband Probasket hat nach langen internen Diskussionen ein Verbot verhängt. Das Kopftuchmädchen möchte das nicht auf sich sitzen lassen und trotzdem spielen. „Ohne Kopftuch spiele ich nicht“, schreibt sie im Internet, „das Stück Stoff, war nicht nur ein Stück Stoff, sondern meine Energie, mein Selbstvertrauen, meine Persönlichkeit, mein Glaube.“ Vor dem zuständigen Gericht hat sie Klage eingereicht. Die Gymnasiastin möchte die Zulassung für Verbandsspiele wiedererhalten.

Der Verband Probasket hat als Begründung für das Verbot die Verletzungsgefahr angeführt. Gemäß den Regeln sind Kopfbedeckungen bei Spielen nicht erlaubt. Natürlich kann Sura al-Shawk die Begründung nicht nachvollziehen. „Mein Kopftuch liegt sehr eng an und birgt keine Verletzungsgefahr“, ist in der Berner Zeitung zu lesen. Allerdings kann der Verband das auch nicht verstehen. Schließlich muß jedes Mitglied beim Beitritt die Verbandsstatuten akzeptieren.

Vor Gericht wird Al-Shawk vom grünen Nationalrat Daniel Vischer vertreten. Er ist der Meinung, die 20jährige sei gut integriert. Ob er sich da vielleicht nicht täuscht. Die Leserbriefschreiber und Online-Kommentatoren interpretieren das sture Verhalten der Sportlerin nämlich ganz anders. Vor allem ihre Ankündigung, jetzt selber Turniere organisieren zu wollen, bei denen mit Kopftuch gespielt wird, steht in der Kritik.

www.sura-spielt-mit.ch

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