© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/11 01. April 2011

Zeitschriftenkritik: Ramp
Wruuuummmmm
Christian Vollradt

Das Auto ist eigentlich nur ein Fortbewegungsmittel. Eigentlich. Denn natürlich ist es – gerade in Deutschland – viel mehr: Wirtschaftsfaktor, Prestigeobjekt, Potenzmittel, Statussymbol, Kultgegenstand. Unzählige Zeitschriften beschäftigen sich mit dem vierrädrigen Untersatz. Für jeden Geschmack gibt’s was, egal ob man diesen nun schneller, breiter, tiefer oder höher schätzt.

Exklusiv geht es bei ramp zu, einem „Auto-Kultur-Magazin“, das wie manches hochwertige Kraftfahrzeug in Schwaben produziert wird; viermal im Jahr und über 200 Seiten dick. Um es vorwegzunehmen, ein Auto beginnt in ramp erst ab 300 PS. Und mit kritischen Fahrberichten, die man vor dem Kauf einer Familienkutsche lesen möchte, darf nicht gerechnet werden. Eher mit opulenten Bildstrecken und Benzin-Prosa.

Wer in Daimlers Topmodellen durch Amerika düsen darf, schreibt halt anzeigentauglich (und die Stuttgarter Werbeabteilung hat das kapiert). Es geht auch anders, und so gerät ein Geländetest mit einem neuen Toyota zu einer feinen Spöttelei über Marketing-Neusprech. Außerdem erfährt man, was Amaxophobie (krankhafte Furcht vor dem Straßenverkehr) ist, daß die Formel 1 früher viel besser war (weil die Fahrer noch rauchende, trinkende Kerle mit geringen Überlebenschancen waren), daß ZVP kein Parteikürzel ist, sondern unter Autotestern für „zuviel Plastik“ steht und daß der Hollywood-Star und Autonarr Steve McQueen („Le Mans“) dem österreichischen Oscar-Preisträger Maximilian Schell nur deshalb eine Rolle angeboten hat, um ihn (aus Eifersucht) während der Dreharbeiten umzubringen.

Daß die Magazinmacher zudem in einem Text aus dem Jahr 1979 den Passus „Angst vor Negern“ stehengelassen und mit einer Fußnote versehen haben, in der sie einen Seitenhieb abgeben auf die „Lektoren der neuesten Ausgabe von ‘Tom Sawyer’, die politisch Inkorrektes umformulierten“, nötigt angesichts des ansonsten unpolitischen, eher hedonistischen Stils durchaus Respekt ab. Genauso wie die Bilanz der Öko-Idee zur automobilen Zukunft: Dies sei „Kinderfußballaktionismus. Alle rennen dem Ball hinterher, im aktuellen Fall glitzert er elektrisch.“ Wen das Umweltgewissen plagt, kann sich an einem Bericht über den Tret-Porsche aus Klebeband auf Fahrrad-Basis des Linzer Künstlers Hannes Langeder erwärmen. Und damit sich der Anspruch, nicht nur Auto-, sondern auch Kulturmagazin zu sein, aufrechterhalten läßt, darf der russisch-deutsche Autor Wladimir Kaminer rapportieren, wie und warum er durch die Führerscheinprüfung fiel, und Wolfgang Herrndorf steuert einen Auszug aus seinem Roman „Tschick“ bei, in dem – kaum verwunderlich – ein Auto eine nicht unbedeutende Rolle spielt.

Das teuerste Auto der Welt, ein Bugatti „Atlantic“, kostet laut ramp schlappe 28 Millionen Euro. Dagegen sind die 15 Euro für eine Ausgabe dieses hochwertig aufgemachten Magazins quasi nichts.

Kontakt: Red Indians Publishing GmbH & Co. KG, Obere Wässere 3, 72764 Reutlingen, Telefon: 0 71 21 / 43 30 47-0, E-Post: info@ramp-magazin.de www.ramp-magazin.de

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