© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/11 01. April 2011

Raubtierkapitalismus oder „postfossile Zukunft“
Indien vor der Entscheidung
(jr)

Als sei die Zeit stehengeblieben, könnte Friedrich Engels sein Buch über das Proletarierelend im englischen Frühkapitalismus noch einmal schreiben – würde er anstelle Manchesters eine beliebige indische Großstadt wählen. Der Subkontinent, so Fabian Scheidler (Blätter für deutsche und internationale Politik, 3/2011), befinde sich sozial und ökologisch derzeit auf dem Niveau seines einstigen kolonialen Mutterlandes um 1850. Die Arbeitsstandards Indiens gehörten zu den niedrigsten der Welt. Trotzdem versprühe „die Geschäftswelt“ Optimismus und verweise auf die „Kinderkrankheiten“ des westlichen kapitalistischen Systems im 19. Jahrhundert. Auch denen sei bald der breite Wohlstand der Massen gefolgt. Für solche Wiederkehr des Gleichen, so Scheidler, spreche jedoch in Indien nichts. Das Land habe eine viel schwächere industrielle Basis und stehe auch anders als einst die „alten“ Industriestaaten unter dem mörderischen Konkurrenzdruck der Globalisierung. Dies gelte auch für die indische Landwirtschaft, die der „freie Welthandel“ zermahle. In der Region Bengalen hätten seit 2000 etwa 180.000 überschuldete Bauern Selbstmord begangen. In vielen Städten sei der ökologische GAU Realität. Dabei könne die Regierung das Ruder noch herumwerfen, wenn sie endlich eine „ökologische Wende“ in die „postfossile Zukunft“ einleite. www.blaetter.de

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