© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/11 01. April 2011

Meldungen

Wendungen der Debatte: „Mythos Diem als Nazi“

Münster. Die Debatte um den bedeutenden Sportfunktionär Carl Diem (1882–1962) kommt nicht zur Ruhe. Das vom Deutschen Olympischen Sportbund 2005 beauftragte, von der Krupp-Stiftung finanzierte Diem-Forschungsprojekt zeitigte zwar eine bislang dreibändige Monumental-Biographie des Organisators der Olympischen Spiele von Berlin 1936. Doch weder die von Spiegel und Frankfurter Rundschau sekundierten Extrembewältiger wie Henning Eichberg (JF 2/11) noch Anwälte abgeklärter Wissenschaft sind mit der Arbeit des Münsteraner Historikers Frank Becker zufrieden. Zu letzteren zählt Michael Krüger (Institut für Sportwissenschaft in Münster), der in seinem umfangreichen „Forschungs- und Projektbericht“ (Sportwissenschaft, 4/2010) die Schwachstellen der Diem-Biographie Beckers aufzeigt. Sie liefere keine „wirklich neuen Erkenntnisse“, habe den Prozeß der Historisierung nicht vorangetrieben, zeithistorische Kontexte des Diemschen Wirkens nicht ausgeleuchtet und sein Leben nicht durch Vergleiche „pluralisiert“. Versäumnisse, die dazu führen würden, den durch „historische Fakten nicht gedeckten Mythos Diem als Nazi, Antisemit und Militarist“ auf dem Karussell der Be- und Entschuldigungspamphlete weiter kreisen zu lassen. (ob) www.sportwissenschaft.de

 

West-Berliner Polizei: Geringer Einfluß Mielkes

BERLIN. Die Frontstadt wurde gehalten. Zumindest bei der Polizei in der „besonderen politischen Einheit Westberlin“ (DDR-Jargon) konnten intensivste Bemühungen von Mielkes Ministerium für Staatssicherheit „nicht in die Leitungsebene eindringen“. Auch die angestrebte Infiltration der Kriminalpolizei mißlang. Die jetzt vom Forschungsverbund SED-Staat an der Freien Universität Berlin von Klaus Schroeder und Jochen Staadt vorgestellte Studie bis zum „Berichtszeitraum 1972“ weist nach, daß bis dahin das MfS trotz fleißig gesammelten Detailwissens oder der Kontrolle über Figuren wie den Benno-Ohnesorg-Todesschützen Karl Heinz Kurras „keinen Einfluß auf das Dienstgeschehen oder gar Entscheidungsvorgänge innerhalb der West-Berliner Polizei ausüben“ konnte. Polizeipräsident Dieter Glietsch erteilte dem Forschungsverbund nun einen Ergänzungsauftrag für die Zeit bis 1990. (bä) www.fu-berlin.de

 

Erste Sätze

Mein lieber guter Vater, vielen Dank für Deine Briefe vom 13. und 15. September, die ich heute gleichzeitig erhielt.

Horst Mühleisen (Hrsg.): Helmuth Stieff. Briefe, Berlin 1991

 

Historisches Kalenderblatt

1. April 1991: Der Präsident der Berliner Treuhandanstalt, Detlev Karsten Rohwedder, wird in seinem Düsseldorfer Haus durch einen Mordanschlag getötet, zu dem sich die Rote-Armee-Fraktion bekennt. Der politische Mord wurde bis heute nicht aufgeklärt.

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