© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/11 08. April 2011

Aufgeschnappt
Mildernde Umstände
Matthias Bäkermann

Der eine war des anderen Kunde. Ein 31jähriger Sachbearbeiter am badischen Landratsamt Lahr bearbeitete die Anträge auf Zahlung von Arbeitslosengeld II. Einer seiner „Kunden“, ein 35jähriger Drogendealer aus Albanien, war zwar nicht leistungsberechtigt, aber als Neukunde verhalf der Bürokrat gegen etwas Kokain dem Dealer aus dem Land der Skipetaren zu verschiedensten Auszahlungen von Sozialleistungen. Wäre dieser Vorgang 2007 nicht rein zufällig entdeckt worden, wären womöglich bis heute sowohl die Nasenschleimhäute des Sachbearbeiters als auch die Steuergelder für das ALG II strapaziert worden.

Ende März sind nun die Urteile von der zweiten Großen Strafkammer in Offenburg wegen Bestechung und Untreue gesprochen worden. Richter Herbert Schmeisser verdonnerte das kriminelle Duo jeweils zu Bewährungsstrafen und der Zahlung von 2.000 Euro. Dem  Sachbearbeiter wurde angerechnet, daß er nicht vorbestraft und geständig gewesen sei, seinen Job verloren und letztlich den angerichteten Schaden von 30.000 Euro beglichen habe. Der Albaner hat zwar noch keinen Cent zurückbezahlt, sei auch „von den Vorstrafen her ein anderes Kaliber“, wie die Badische Zeitung vergangene Woche Richter Schmeisser wiedergibt. Immerhin rechtfertige bei ihm die verstrichene Zeit seit der Tat und auch sein Migrationshintergrund eine Strafaussetzung, so der Richter.

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