© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/11 15. April 2011

DVD: Bonanza
Ben und seine Söhne
Werner Olles

Vor fast einem halben Jahrhundert, am 13. Oktober 1962, hatte „Bonanza“, die wohl bekannteste US-amerikanische Westernserie, auch auf deutschen Bildschirmen Premiere. Nach nur 13 Folgen setzte die ARD sie jedoch wegen „zu großer Brutalität“ wieder ab. Sieht man die Filme heute, mutet eine solche Entscheidung grotesk an. Die Serie lief dann ab 1967 im ZDF über 14 Jahre und 430 Folgen. Ähnlich wie in den USA, wo „Bonanza“ in jener Zeit die TV-Serie mit den meisten Zuschauern war, gehörte sie auch in der Bundesrepublik bald zu den Publikumslieblingen.

Die Episoden spielen im Wilden Westen des 19. Jahrhunderts, kurz nach Beendigung des amerikanischen Bürgerkriegs um 1870. Es ist die Ära der großen Planwagentrecks, der blutigen Indianerkriege, der Goldsucher und der gefährlichen Geldtransporte, des Eisenbahnbaus, der rauchigen Saloons, der gewaltigen Viehherdentrails, der hart arbeitenden Rancher und Cowboys und der Revolverhelden, die das Gesetz in ihre eigenen Hände nehmen. Ruhender Pol in diesen wüsten Zeiten ist die Familie Cartwright: Das sind der autoritäre, aber liebevolle Vater Ben (Lorne Greene), sein ältester Sohn Adam (Pernell Roberts), der zweitälteste Eric „Hoss“ (Dan Blocker), mit kauzigem Humor und beträchtlicher Körperfülle gesegnet, und Joseph „Little Joe“ (Michael Landon), ein gutaussehender, bisweilen leichtsinniger junger Mann. Für ihr leibliches Wohl sorgt der etwas quengelige chinesische Koch Hop Sing (Victor Sen Yung). Diese Männergemeinschaft lebt und arbeitet auf der nach den dort wachsenden Gelbkiefern benannten „Ponderosa“-Ranch in Nevada.

Im Laufe der Serie erfährt der Zuschauer, daß Bens Söhne von drei verschiedenen Ehefrauen stammen; die erste starb durch eine Krankheit, die zweite bei einem Indianerüberfall und die dritte durch einen Reitunfall. Die Männerwirtschaft ist ein typisches Element von„Bonanza“, das zwar ein paarmal durchbrochen wird, aber irgendwie lösen sich die kurzen romantischen Abenteuer regelmäßig in nichts auf. Erlösung durch eine alles besiegende große Liebe ist den Herren Cartwright nicht gestattet. Andere typische Elemente sind die von Jay Livingstone und Ray Evans komponierte Titelmelodie „Bonanza“ sowie der Vorspann, der eine Landkarte der „Ponderosa“ präsentiert, die nach wenigen Sekunden in Flammen aufgeht, während die vier Cartwrights ins Bild reiten, um dann einzeln vorgestellt zu werden.

Die acht besten und beliebtesten Folgen von „Bonanza“ sind nun mit komplett restauriertem Bild sowie in deutscher und englischer Fassung auf zwei DVDs erschienen. Teil eins beinhaltet die Episoden „Tod am Sun Mountain“, „Die letzten ihres Stammes“, „Mark Twain und die Cartwrights“ und „Annie steht ihren Mann“. Der zweite Teil präsentiert die Folgen „Mr. Harry Comstock“, „Wasser für die Ponderosa“ „Hinrichtung im Morgengrauen“ und „Auf Walter ist Verlaß“.

Die Serie ist heute ein fester Bestandteil der Populärkultur. „Bonanza“ unterzieht den historischen Mythos des Westens in einem heiter-melancholischen Geschichts-tableau einer distanzierenden Würdigung, die dem Genre zurückgibt, was ihm in seiner Endzeit abhanden kommen sollte: die Verheißung des gelobten Landes, die Freiheit der endlosen Prärie, der Puritanismus der Landbesitzer, der ewige Cowboy, das Gesetz von Eroberung und Stärke.

DVD:  Bonanza– Die besten Folgen, Teil 1 und Teil 2. Alive/ATMedien 2011, Laufzeit jeweils 188 Minuten

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